Transplantationsmedizin

Organspende-Skandal: Staatsanwältin fordert Haftstrafe

, Uhr aktualisiert am 27.04.2015 17:58 Uhr
Göttingen -

Im Prozess um den Organspende-Skandal an der Göttinger Universitätsmedizin wurde das Plädoyer der Staatsanwaltschaft gehalten. Oberstaatsanwältin Hildegard Wolff hat dem früheren Chef der Transplantationsmedizin in einem mehrstündigen Plädoyer vor dem Göttinger Landesgericht versuchten Totschlag und Körperverletzung mit Todesfolge vorgeworfen. Sie forderte eine Haftstrafe von acht Jahren für den Chirurgen und ein lebenslanges Berufsverbot als Transplantationsmediziner.

Der Chirurg soll in elf Fällen medizinische Daten manipuliert haben, damit seine Patienten schneller an Spenderlebern kamen und sich so ihre Überlebenschance erhöhten. Andere schwer kranke Patienten seien deshalb möglicherweise gestorben, weil sie auf der Warteliste für Spenderorgane zurückgerutscht waren. Der Arzt habe durch seine Manipulationen den Tod dieser anonym gebliebenen Menschen billigend in Kauf genommen, so Wolff.

Der Angeklagte habe gezielt falsche Angaben gegenüber der Organvergabestelle Eurotransplant gemacht, sagte Wolff. So habe er etwa fälschlich angegeben, alkoholkranke Leberpatienten hätten die vorgeschriebene Abstinenzzeit von sechs Monaten bereits hinter sich. In drei Fällen soll der Chirurg zudem Lebern ohne ausreichenden medizinischen Grund und ohne wirksame Einwilligung übertragen haben. Diese Patienten waren später gestorben.

Nebenklage und Verteidigung werden ihre Schlussvorträge voraussichtlich am Dienstag und Mittwoch halten. Das Urteil wird für den 6. Mai erwartet. Der angeklagte Arzt hat die Vorwürfe in dem seit August 2013 laufenden Prozess stets bestritten. Dem Chirurgen droht möglicherweise eine jahrelange Gefängnisstrafe. Nach Bekanntwerden des Skandals war die Zahl der Spenderorgane in Deutschland deutlich gesunken.

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