Paralympics

Sportgericht entscheidet über Russland-Teilnahme

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Rio de Janeiro -

Russlands Behindertensportler bekommen Gewissheit. Der Internationale Sportgerichtshof (CAS) soll am Dienstag entscheiden, ob der Ausschluss der russischen Athleten von den Paralympics in Rio de Janeiro bestehen bleibt.

Deutschlands mehrmaliger Paralympicssieger Michael Teuber hofft auf eine Bestätigung des Banns. „Der Ausschluss war die richtige Entscheidung. Sollte der CAS das wieder kippen, wäre das sehr schade“, sagte der 48 Jahre alte Radsportler.

Der CAS sollte am Montag den Bann der Russen von den Spielen vom 7. bis 18. September an der Copacabana verhandeln. Wegen seiner Verwicklungen in das staatlich gelenkte Doping-System war das russische Paralympics Komitee (NPC Russia) am 7. August suspendiert worden. Dadurch erhielten seine Sportler automatisch ein Startverbot für die paralympischen Wettkämpfe.

Das NPC Russia hatte gegen die Aussetzung seiner Mitgliedschaft im Internationalen Paralympics Komitee (IPC) Einspruch eingelegt. Im Gegensatz zum IPC hatte das Internationale Olympische Komitee (IOC) Ende Juli noch auf einen historischen Komplett-Bann verzichtet.

Teuber hält den Ausschluss für eine logische Konsequenz, auch wenn der eine oder andere unschuldige Athlet betroffen sei. „Wie soll man sonst dagegen vorgehen“, sagte der viermalige Paralympicssieger. „Dann wird letztlich der ermutigt, der sagt, ich kann einerseits Staatsdoping betreiben, aber meine Athleten werden trotzdem nicht ausgeschlossen. Dann beißt sich die Katze in den Schwanz.“

Zur Anhörung vor dem CAS am Montag sind NPC-Präsident Wladimir Ljukin, Vizepräsident Pawel Roschkow sowie die Sportler Dmitri Kokarew, Wiktoria Potapowa und Jelena Gorlowa nach Rio gereist. Zudem gehörten Sportjuristen zur Abordnung.

Die Chancen der Russen stehen gut, dass sie mit ihrer Klage Erfolg haben. Ein Komplett-Ausschluss sei „nur schwer durchzusetzen“, sagte Sportrechts-Experte Rainer Cherkeh. Wie es am Ende vor dem CAS ausgehe, sei dennoch offen. „Der CAS ist nicht berechenbar und auch kapitale Fehlentscheidungen – egal in welche Richtung – sind dort denkbar“, sagte der Jurist aus Hannover.

Nach massiven Doping-Vorwürfen im Report des unabhängigen Ermittlers Richard McLaren für die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) hatte das IPC die Suspendierung damit begründet, dass Russland nicht die für eine Mitgliedschaft notwendigen Anstrengungen im Anti-Doping-Kampf unternimmt. „Das System in Russland ist korrupt. Der McLaren-Report markierte meiner Ansicht nach und auch der Ansicht des IPC-Vorstands nach einen der dunkelsten Momente des Sports“, sagte IPC-Präsident Philip Craven. Russland sei „nicht in der Lage, dem Anti-Doping-Code des IPC und dem Anti-Doping der WADA zu entsprechen“.

„Ich bin für den sauberen Sport“, sagte die Kugelstoßerin und Diskuswerferin Gorlowa in einem Video des staatlichen russischen TV-Senders Russia Today. Darin richtete sie mit Tränen in den Augen eine Frage an Craven. „Warum und wofür nehmen Sie uns den Traum weg, an den Paralympischen Spielen teilzunehmen?“

Das IPC hatte von McLaren die Namen von 35 Sportlern erhalten, die in Verbindung mit verschwundenen positiven Dopingproben aus dem Moskauer Kontrolllabor stehen sollen. Zudem hat der Dachverband 19 Dopingproben von den Winter-Paralympics 2014 in Sotschi zur Nachkontrolle geschickt, die im Verdacht stehen, ausgetauscht worden zu sein.

Bei den Paralympics in London 2012 hatten die Russen hinter China im Medaillenspiegel mit 102 Medaillen (36 Gold, 38 Silber, 28 Bronze) den zweiten Platz belegt.

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