Schokoladen-Streit

Ritter Sport: Imageschaden durch Warentest

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Berlin -

Den Rechtsstreit mit Stiftung Warentest hat Ritter Sport gewonnen, nun stellt sich die Frage, wie groß der Schaden ist. Wie viel das „mangelhaft“ den Hersteller konkret gekostet hat, lässt sich einer Sprecherin zufolge schwer beziffern. Auch über mögliche Schadenersatzforderungen sei noch nicht entschieden.

Die Prüfer hatten den Aromastoff Piperonal nachgewiesen, der ihrer Meinung nach ausschließlich chemisch hergestellt werden kann. Weil aber im Zutatenverzeichnis von natürlichem Aroma die Rede sei, sei die Deklaration irreführend und die Schokolade nicht verkehrsfähig.

Der Hersteller wurde nach Angaben der Sprecherin von dem desaströsen Testergebnis kurz vor Weihnachten überrascht. „Das Weihnachtsgeschäft ist immer die Hochsaison für Schokolade und der Absatz tendenziell sehr gut. Einen richtigen Absatzrückgang, also ein Minus, konnten wir zu dieser Zeit daher nicht verzeichnen, müssen jedoch hinzufügen, dass der Absatz/Umsatz eventuell noch besser gewesen wäre, wenn nicht das vernichtende Urteil genau zu diesem Zeitpunkt gekommen wäre.“

Diese Frage der Umsatzausfälle sei daher schwierig zu beantworten. „Einen Imageschaden haben wir dennoch zu verzeichnen“, so die Sprecherin weiter. „Wir haben körbeweise böse Briefe/Mails (bis hin zu Hassmails) von verärgerten Verbrauchern erhalten, die uns mitgeteilt haben, dass sie nie wieder Ritter Sport kaufen werden.“

Andere Kunden hätten angekündigt, dass Restbestände sofort im Mülleimer landen würden. „Für einen Familienunternehmen und Mittelständler wie Ritter Sport ein beträchtlicher Imageschaden“, so die Sprecherin. „Wir sind in dieser Zeit im Vertrauen der Verbraucher ziemlich weit nach unten gerutscht.“

In dem Verfahren hatte das Oberlandesgericht (OLG) kritisiert, Warentest habe nicht „nachgewiesen“, sondern „geschlussfolgert“, dass der in der Voll-Nuss-Schokolade verwendete Aromastoff Piperonal chemisch hergestellt sei.

Man habe im Testbericht nicht präzise und ausführlich genug dargelegt, wie man zur Beurteilung der Deklaration gekommen sei, räumte Warentest-Chef Hubertus Primus in der vergangenen Woche ein. Seiner Meinung nach ist ungewiss, ob sich die Richter im Hauptsacheverfahren mit der tatsächlichen Herstellung von Piperonal befassen würden. Zudem würde ein Prozess mit Beweisaufnahme über vermutlich mehrere Instanzen hinweg einen „unverhältnismäßig hohen Zeit-, Personal- und Kostenaufwand“ verursachen. Daher beende man die juristische Auseinandersetzung – werde sich aber weiterhin mit den Inhaltsstoffen und der Kennzeichnung von Lebensmitteln beschäftigen.

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