Massenbetrug bei Pharmazie-Examen

Einem Bericht der „Welt“ zufolge war der Techniker in den Straßen unterwegs. Als er sich auf einer bestimmten Frequenz einschaltete, hörte er, wie Zahlenreihen vorgelesen wurden. Er wusste, dass an diesem Tag zweitägige Prüfungen für den Abschluss im Fach Pharmazie abgehalten wurden, zählte eins und eins zusammen und schaltete die Behörden ein.

Diese ließen noch während des laufenden Examens in den sieben verschiedenen Prüfungshallen alle 20.000 Prüflinge kontrollieren. Und siehe da: Mehr als jeder zehnte Teilnehmer hatte einen kleinen Mikrosender im Ohr und benutzte einen Radiergummi mit Minibildschirm. So konnten ihnen externe Helfer die richtigen Lösungen des Multiple-Choice-Tests durchsagen.

Die Studenten wurden laut Bericht für zwei Jahre von der Wiederholung der Prüfung gesperrt. Mehrere Mitglieder zweier Banden, die den Betrug organisiert hatten, wurden überführt und festgenommen.

Der Direktor der Prüfungsbehörde in Shaanxi war schockiert und bezeichnete den Betrug als „schlimmsten Examensschwindel seit Jahren“. Ein Einzelfall war es aber nicht: In einer anderen Provinz wurden zum selben Zeitpunkt ebenfalls tausende Pharmaziestudenten beim Betrügen erwischt. Auch sie waren mit Miniempfänger ausgestattet.

Das landesweite Examen in Pharmazie ist in China erst vor wenigen Jahren eingeführt worden. Die beim Bestehen erworbene Lizenz ist heiß begehrt: Apotheker werden im Land händeringend gesucht und erhalten ein überdurchschnittliches Gehalt. Der Run auf das Examen ist entsprechend hoch.

Diesen Umstand machen sich auch organisierte Banden zunutze. Sie tarnen sich häufig als Lernhilfezentren und verlangen für ihre spezielle Art der Examenshilfe horrende Summen – allein die Ausleihgebühr für die Technik beträgt 240 Euro.