Frauen-OHG

Banken trauten Apothekerinnen nicht

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Berlin -

Seit zehn Jahren führen Elke Weber-Bitsch und Petra Gehron gemeinsam die Johannis-Apotheke in Fürth. Den Erfolg haben sie auch der eigenen Hartnäckigkeit zu verdanken. Denn am Anfang drohte die Übernahme zu scheitern: Lange war keine Bank bereit, den beiden Apothekerinnen einen Kredit zu gewähren.

Es wird noch schwerer, als sie es sich vorgestellt haben. Diese Erkenntnis traf die beiden Apothekerinnen Elke Weber-Bitsch und Petra Gehron vor zehn Jahren wie aus heiterem Himmel. Ihr damaligen Chef Ewald Pospischil wollte sich 2007 zur Ruhe setzen und hat zunächst Gehron angeboten, die Apotheke zu übernehmen. Die Apothekerin hat sich allerdings entschieden, Weber-Bitsch ins Boot zu holen und die Verantwortung zu teilen. Damals waren die beiden Frauen schon seit Jahren Mitarbeiterinnen von Pospischil.

Doch bei dem Versuch, einen Kredit für den Kauf der Apotheke zu bekommen, machte sich schnell Ernüchterung breit. Es stellte sich heraus, dass es für zwei Frauen, die die Verantwortung für ein Geschäft teilen wollen, gar nicht so einfach ist, ein Darlehen zu erhalten. Bereits beim ersten Termin mit einem Geldinstitut habe ein männlicher Mitarbeiter einer Bank in Darmstadt ihnen unterstellt, als verheiratete Frauen mit Kindern die Apotheke „nur hobbymäßig“ betreiben zu wollen, erinnern sich die Apothekerinnen.

„Zunächst dachten wir, dass wir einfach Pech hatten und an einen etwas, sagen wir mal, konservativen Bankmitarbeiter geraten sind“, berichtet Gehron. Doch sie wurden schon bald eines Besseren belehrt. Auch bei folgenden Gesprächen mit anderen Banken seien sie offen belächelt worden, sobald sie ihr Konzept erläutert haben. Nach mehreren Anläufen haben sie eine Bank gefunden, die tatsächlich bereit war, ihnen die nötige Summe zu leihen. Doch auch dieses Geldinstitut wollte eine zusätzliche Sicherheit haben: Der Ehemann von Gehron musste für die beiden Geschäftsfrauen bürgen. Noch heute schütteln die Apothekerinnen ungläubig den Kopf, wenn sie an die Vorgänge dieser Tage denken.

Das alles ist erst Jahre her. Heute gibt der Erfolg ihnen recht. Ein Grund dafür liege darin, dass sie fähig seien, frühzeitig aufeinander zuzugehen. „Nur wenn man rechtzeitig über Themen mit Konfliktpotenzial spricht, lässt sich auch ein Kompromiss finden“, ist Gehron überzeugt. Habe sich der Ärger erst einmal aufgestaut, werde es immer schwieriger, zu einer gemeinsamen Lösung zu kommen.

Die beiden Apothekerinnen, die sich bereits seit dem gemeinsamen Pharmazie-Studium in Heidelberg kennen, haben außerdem die Aufgabenbereiche nach ihren Interessen aufgeteilt. So übernimmt Gehron beispielsweise den Nachtdienst, den die Apotheke alle 15 Tage leisten muss. Sie ist unter anderem auch für die Organisation von Veranstaltungen verantwortlich. Regelmäßig organisiert die Johannis-Apotheke Seminare für 150 bis 200 Menschen zu Gesundheitsthemen, unter anderem zu Homöopathie und Schüßlersalzen.

Außerdem ist Gehron für die Durchführung der Inhouse-Schulungen für die Mitarbeiterinnen, die mindestens einmal im Monat stattfinden, und für das Qualitätsmanagement zuständig. Weber-Bitsch arbeitet nach eigenen Angaben gern mit Zahlen. Deshalb übernimmt sie die Buchführungen und kümmert sich um alle Rechnungen der Apotheke. „Wir ergänzen uns sehr gut“, sagen die Apothekerinnen.

Bereits in der Anfangsphase haben sie auf die eigenen Instinkte und Überzeugungen vertraut. So haben Gehron und Weber-Bitsch nach der Übernahme kurzerhand ihren ehemaligen Chef auf 400-Euro-Basis wieder angestellt. „Jeder hat uns davon abgeraten“, erinnert sich Weber-Bitsch. Er würde sich aus Gewohnheit als Chef fühlen und den beiden Apothekerinnen in ihr Werk pfuschen, so die Befürchtungen der Skeptiker. „Wir waren uns sicher, dass das so nicht passieren wird. Wir kannten ihn ja sehr gut“, sagen die Beiden.

„Er war uns eine grandiose Hilfe“, sagen sie heute. Denn die Apothekerinnen hatten am Anfang ihrer Selbstständigkeit unter anderem in Sachen Buchführung und Rechnungsstellung noch viel nachzuholen. „Als Angestellte hat man ja keinen adäquaten Einblick in solche Angelegenheiten. Es ist eben in der Regel Chefsache“, so Gehron. Am Ende gehörte der ehemalige Chef noch rund vier Jahre zum Team. Seit seinem endgültigen Ausscheiden ist die Johannis-Apotheke mit insgesamt elf Mitarbeiterinnen ein reiner Frauenbetrieb. „Bei uns geht es lustig zu“, so die beiden Chefinnen.

Die Apothekerinnen nehmen einige Anstrengungen auf sich, um die positive Stimmung im Team aufrechtzuerhalten. Deshalb würde man regelmäßig Aktionen und Ausflüge abseits des Apothekenalltags unternehmen. „Natürlich ist alles freiwillig. Niemand wird hier gezwungen“, versichern Gehron und Weber-Bitsch. So habe man schon einmal als Team in Gartenzwergverkleidung eine Faschingssetzung besucht. Gemeinsam mit den Familien sei man in ein Musical nach Stuttgart gefahren und habe es sich in einem französischen Gourmet-Restaurant schmecken lassen.

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