Niedersachsen

Vogelgrippe in Geflügelhochburg

, Uhr
Riems/Barßel -

Nach dem Ausbruch der hochansteckenden Vogelgrippe in einer Hochburg der

deutschen Geflügelzucht im Kreis Cloppenburg müssen rund 130.000 Tiere

getötet werden. Der Bund habe die Europäische Union über die Maßnahmen

unterrichtet, teilte Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian

Meyer (Grüne) mit. Zuvor hatte das Friedrich-Loeffler-Institut auf der

Ostseeinsel Riems den gefährlichen Vogelgrippe-Subtyp H5N8 nachgewiesen,

der bereits im November in Mecklenburg-Vorpommern und den Niederlanden

festgestellt worden war.

Die Branche hofft, mit strikten Sicherheitsvorkehrungen die Schäden und Einschränkungen für das Weihnachtsgeschäft in Grenzen zu halten, sagte der Vorsitzende der Geflügelwirtschaft Niedersachsen, Friedrich-Otto Ripke. „Wir müssen schneller handeln als das Virus.“ Alle Geflügelhalter seien nun aufgefordert, ihre Ställe hermetisch abzuriegeln, um selbst eine Übertragung durch Mäuse auszuschließen. Auch private Geflügelhalter müssten jeden Fall von erkrankten Tieren den Behörden konsequent melden.

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) rief zu verschärften Vorsichtsmaßnahmen auf. „Ich appelliere aber an alle in der Region (...): Bitte keine Besuche auf solchen Höfen und keine Kontakte, die nicht notwendig sind.“ Auch wenn bislang durch den Vogelgrippe-Typ keine Gefahr für den Menschen bekannt sei, könne eine Übertragung nie völlig ausgeschlossen werden. Zugleich teilte Schmidt mit, dass die Virus-Variante auch in Italien festgestellt wurde. Wildvögel spielten nach wie vor eine große Rolle bei der Ausbreitung.

Wie der niedersächsische Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne) sagte, werden neben 19.000 Puten auf dem betroffenen Hof in der Gemeinde Barßel vorsorglich auch 12.000 Tiere auf einem Betrieb in Garrel getötet. Dort gab es zwar keine Vogelgrippefälle, ein Arbeiter aus Barßel hatte aber auch dort gearbeitet und das Virus möglicherweise übertragen. In einem Radius von 1000 Metern um den Barßeler Betrieb sollen außerdem rund 100.000 Hühner getötet werden. Die Tierseuchenkasse zahlt den Betroffenen eine Entschädigung.

Die Behörden prüfen intensiv, ob es weitere Kontaktbetriebe gibt. Zwei wurden im Kreis Vechta lokalisiert. Untersuchungen bei einem davon waren bereits negativ, die Ergebnisse zu dem zweiten werden noch erwartet. Auch stehen systematische Untersuchungen zur möglichen Ausbreitung der Krankheit an.

In dem Sperrbezirk mit einem Radius von drei Kilometern um den betroffenen Hof im Kreis Cloppenburg werden sämtliche Geflügelbetriebe untersucht. Darin werden 230.000 Tiere gehalten, die vorerst nicht abtransportiert werden dürfen. In einer Beobachtungszone mit einem Zehn-Kilometer-Radius werden einzelne Höfe untersucht, um zu prüfen, ob das Virus sich auch dort verbreitet hat. Hier gibt es insgesamt 1,1 Millionen Tiere, wie Meyer sagte.

In den Landkreisen Cloppenburg, Ammerland und Leer gilt bereits ein zunächst auf 72 Stunden befristetes Transportverbot für Geflügel. Vom Ergebnis der Untersuchungen, die vom Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit geleitet werden, hängt ab, ob Einschränkungen sowie eine Vermarktung von Geflügel einzelner Höfe im Umkreis weiter aufrechterhalten werden.

Niedersachsen ist mit rund 100 Millionen Stück Geflügel der wichtigste Produzent in Deutschland. Der Ausbruch der Vogelgrippe trifft mit dem Unternehmen Heidemark einen der größten deutschen Anbieter von Geflügelprodukten.

Die Lieferfähigkeit sei durch die Sperrung des betroffenen Betriebs nicht beeinträchtigt, sagte ein Unternehmenssprecher. Mit mehr als 500 landwirtschaftlichen Betrieben in Niedersachsen und ganz Deutschland verfüge Heidemark über ein großes Lieferantennetz.

Wenn in Niedersachsen weitere Betriebe betroffen seien, sei das zwar ein Schlag für die Betroffenen, sagte Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt. „Es stellt den Markt aber nicht vor unlösbare Fragen. Der Weihnachtstruthahn, die Weihnachtsgans ist dadurch nicht gefährdet.“ Die Stallpflicht in Mecklenburg-Vorpommern wird trotz des aktuellen Ausbruchs gelockert. Von diesem Mittwoch an muss Geflügel nur noch in Risikogebieten in den Ställen bleiben.

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