Drogenmissbrauch

Ermittlungen gegen Aquarust-Seminarleiter

, Uhr aktualisiert am 29.09.2015 15:50 Uhr
Handeloh -

Teilnehmer eines Heilpraktikertreffens wälzen sich schreiend auf dem Boden, werden bewusstlos, geraten in Lebensgefahr – dieses Bild bot sich Rettungskräften Anfang September im niedersächischen Handeloh. Gegen die Leiter wird nun wegen Drogenmissbrauchs ermittelt. Zu einem möglichen Sekten-Hintergrund möchte die Staatsanwaltschaft nichts sagen.

Therapeuten auf Droge: Nach dem gefährlichen Massenrausch bei einem Heilpraktikerseminar im niedersächsischen Handeloh konzentrieren sich die Ermittlungen wegen Drogenmissbrauchs auf die beiden Organisatoren und zwei Helfer. Gegen die übrigen 25 Teilnehmer seien die Ermittlungsverfahren eingestellt worden, teilten die Polizei und die Staatsanwaltschaft Stade mit. Diese hätten die Droge nur zum sofortigen Konsum entgegengenommen, was nicht strafbar sei. In zwei sichergestellten Kapseln sei die verbotene Psychodroge 2C-E nachgewiesen worden. Bei Wohnungsdurchsuchungen im Landkreis Harburg und im Raum Aachen sei weiteres Beweismaterial sichergestellt worden.

Mehr als 160 Rettungskräfte waren nach dem Vorfall Anfang September im Einsatz. Die Teilnehmer des Seminars wurden mit Wahnvorstellungen, Krämpfen, Luftnot und Herzrasen in verschiedene Krankenhäuser der Region gebracht.

Bei den Organisatoren handelt es sich um eine Heilpraktikerin und einen Psychologen aus der Region Aachen. Der Psychologe soll nach Medienberichten ein enger Vertrauter des Schweizer Therapeuten Dr. Samuel Widmer sein. Widmers „Kirschblütengemeinschaft“ wird von der Evangelischen Kirche als „problematisch“ eingestuft, Kritiker nennen sie eine Sekte.

Mehrere Zeitungen in der Schweiz und Deutschland hatten über einen möglichen Zusammenhang mit der von Widmer ebenfalls praktizierten Psycholyse berichtet, bei der mit Hilfe von Drogen eine Art Bewusstseinserweiterung erreicht werden soll.

Eine Sprecherin der Kirschblütengemeinschaft war kurzfristig am Dienstag nicht erreichbar. Auf der Internetseite der Gemeinschaft wird im Zusammenhang mit der Berichterstattung über Handeloh von einem „Rufmord“-Risiko gesprochen. „Obwohl uns noch gar nicht bekannt ist, wer die betroffenen Personen in Handeloh sind, wird ein Schüler von Samuel Widmer darunter vermutet“, heißt es dort.

„Zu einem möglichen Sektenhintergrund und Verbindungen zu einem Schweizer Guru möchten wir uns nicht äußern“, sagte Oberstaatsanwalt Kai Thomas Breas in Stade. „Das ist nicht Gegenstand der Ermittlungen.“

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