Drogenhandel

Betäubungsmittel im Chatroom

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Berlin -

Fünf Männer aus Nord- und Westdeutschland sollen zwischen November 2011 und März 2013 im Internet illegal Betäubungs- und Dopingmittel deutschlandweit gehandelt haben. Insgesamt fanden die Beamten bei Durchsuchungen rund 21 kg Haschisch und Marihuana, 4 kg Amphetamin, 15 g Kokain und 1100 Ecstasy-Tabletten. Die Staatsanwaltschaft Verden hat Anklage beim Landgericht Verden erhoben.

Der illegale Internethandel erfolgt laut Staatsanwaltschaft derzeit überwiegend über sogenannte Cardingboards, vergleichbar mit Newsgroups mit geschlossenem Benutzerkreis. Die Männer im Alter von 24 bis 52 Jahren sollen die Ware so auch bezogen haben. Für die Bezahlung nutzten sie gestohlene Kreditkartendaten.

Allein dem 24-jährigen mutmaßlichen Haupttäter und Betreiber des Cardingboards werden Handel mit Betäubungsmitteln in geringer und nichtgeringer Menge, Handel mit Dopingmittel, Betrug und Computerbetrug in 80 Fällen vorgeworfen. Der Haupttatverdächtige soll unter CRDcc.cc mehrere sogenannte Threads, also Themengruppen, betrieben haben, in denen gezielt Betäubungsmittel zum Kauf angeboten wurden. Der eigentliche Kauf sei über persönliche Nachrichten und über Chatprogramme wie ICQ erfolgt, wobei offenbar ein Zwischenhändler eingeschaltet war.

Bezahlt wurde laut Staatsanwaltschaft über anonyme virtuelle Zahlungsmittel wie Paysafecard oder Ukash. Die Mittäter hätten sich vermutlich um die eigentlichen Verkäufe, die Lagerhaltung, Verpackung und Versand gekümmert.

Der Haupttatverdächtige soll den Handel organisiert und geleitet haben. Unter seinem Pseudonym sei er eine bekannte Größe der „Underground Economy“ gewesen. Durch jahrelange Ermittlungen von „Cybercrime-Spezialisten“ der Polizeidirektion Hannover sei der Mann in Tschechien aufgespürt worden, wo er unter einer falschen Identität lebte. Seine Festnahme erfolgte in enger Zusammenarbeit mit der tschechischen Polizei.

Nachdem im Sommer 2012 zwei der Mittäter in einem anderen Ermittlungsverfahren verhaftet worden waren, soll der 24-Jährige seinen Handel zunächst alleine fortgesetzt haben, bis er zwei weitere Komplizen gewinnen konnte.

Neben dem Handel mit Betäubungsmitteln soll er seit September 2012 über einen Webshop Dopingmittel, anabole Steroide und Wachstumshormone vertrieben haben. In weiteren 17 Fällen wird ihm vorgeworfen, unter falschen Personalien mit gestohlenen Kreditkartendaten Elektronikgeräte des Konzerns Apple im Internet bestellt und ohne Bezahlung erhalten zu haben. Der dadurch entstandene Schaden wird auf rund 13.000 Euro geschätzt.

Der Haupttatverdächtige befindet sich bereits wegen einer anderen Sache in Strafhaft. Drei der Mittäter wurden zunächst in Untersuchungshaft genommen, befinden sich aber wieder auf freiem Fuß. Sie hätten vollständig oder teilweise die Taten gestanden, so die Staatsanwaltschaft, ein Angeschuldigter schweigt zu den Vorwürfen. Der Haupttatverdächtige habe die Taten nicht eingeräumt.

In den Cardingboards werden neue Personen nur über Empfehlungen aufgenommen. Ursprünglich dienten diese Plattformen dem Handel mit gestohlenen Identitäten, etwa ausgespähten Kreditkartendaten. In jüngerer Zeit habe sich mit den Cardingboards der illegale Drogenhandel in das Internet verlagert.

Da die Betreiber und Nutzer von Cardingboards nur mit Nicknames auftreten, sind Ermittlungen bisher extrem schwierig. Um den gestiegenen Anforderungen zu entsprechen, wurden bei der Polizei und den Staatsanwaltschaften Spezialabteilungen zur Bekämpfung der Internetkriminalität eingerichtet.

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