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Wu-Tang-Clan: Nur für den Pharmachef

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Berlin -

Martin Shkreli findet einfach keine Freunde. Nachdem er mit seiner aggressiven Preisstrategie für das Toxoplasmose-Mittel Daraprim den Zorn von Patienten aus der ganzen Welt auf sich gezogen hatte, macht er nun als Plattensammler auf sich aufmerksam. Er ist stolzer Besitzer des neuen Wu-Tang-Clan-Albums – und wird der einzige bleiben. Preis für das Einzelstück: rund zwei Millionen US-Dollar.

Die Rap-Band hatte ihre Aktion im vergangenen Jahr angekündigt: Der Meistbietende sollte das einzige Exemplar des neuen Albums „Once Upon a Time in Shaolin” erhalten. Bislang war Interessenten und Medien nur ein etwa 13-minütiger Ausschnitt präsentiert worden. Ziel der Aktion war es, „der Kunst ihren Wert zurückzugeben“. Die Band wollte nach eigenen Angaben mit der Limitierung ein Zeichen gegen den Digitalisierungstrend setzen.

Im November machte die Nachricht von einem „Millionenbetrag“ die Runde. Jetzt wurde bekannt, wer der Käufer ist. Die Band erklärte, der Deal sei bereits im Mai entstanden – zu jenem Zeitpunkt habe man noch nichts über Shkrelis Geschäftspraktiken gewusst. Wu-Tang-Clan will nun einen erheblichen Teil des Betrags spenden. Als Mitbieter sind beispielsweise Star-Regisseur Quentin Tarantino und Unternehmer Ben Horowitz überliefert.

Die Musiker erklärten, der Meistbietende dürfe mit dem Album machen, was er wolle – außer Geld damit verdienen. Theoretisch könnte Shkreli die Songs also auch kostenfrei zum Download im Internet anbieten. Gegenüber dem Business-Magazin „Bloomberg Business Week“ sagte er aber, er habe bislang selbst noch nicht in das Album hineingehört. Er wolle sich seinen Fang für einen Zeitpunkt aufheben, an dem er sich niedergeschlagen fühle.

Im September hatte Turing Pharmaceuticals die Rechte für Daraprim (Pyrimethamin) gekauft. Über Nacht explodierte der Preis für das Toxoplasmose-Mittel, das vor allem bei HIV-Patienten eingesetzt wird: Statt 13,50 Dollar (rund 12 Euro) kostet eine Dosis nun 750 Dollar (etwa 670 Euro) – ein Anstieg von 5555 Prozent.

Für seine Strategie wurde Turing-Chef Shkreli scharf kritisiert. Der ehemalige Hedgefonds-Manager rechtfertigte sich, man habe das Arzneimittel profitabel machen müssen. Die früheren Lizenzinhaber hätten das Arzneimittel bislang verschenkt. Man wolle an der Verbesserung des Arzneimittels arbeiten – und das koste eben viel Geld.

Der Shitstorm, der über den Pharmachef daraufhin hereinbrach, ließ ihn wenige Tage später einknicken. Man habe versucht, den Menschen begreiflich zu machen, wie es zu der Preiskalkulation komme, sei aber damit gescheitert, erklärte er. „Ich glaube, es ist sinnvoll, auf die Wut der Menschen mit einer Preissenkung zu reagieren.“ Shkreli sagte, der Preis würde auf ein Niveau gesenkt werden, das dem Unternehmen immer noch erlaube, mindestens den Break-even zu erreichen.

Das Ergebnis war wiederum noch einmal anders: Der Preis wurde nicht insgesamt gesenkt, sondern nur für den Bezug durch Krankenhäuser um 50 Prozent reduziert. Damit kostet eine Dosis immer noch 375 Dollar. Auch dafür erntete Shkreli Kritik. Der Zuzahlungsbeitrag für Einzelpersonen sei zwar auf 10 Dollar gedeckelt. Die Versicherungen aber müssten nach wie vor den vollen Preis von 750 Dollar zahlen – auf Kosten der Versichertengemeinschaft.

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