Nebenwirkungen

Erster Yasminelle-Prozess in Deutschland

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Berlin -

Schlechte Nachrichten für Bayer: Dem Pharmakonzern steht der erste Prozess um vermeintliche Nebenwirkungen seiner Antibabypillen mit dem Wirkstoff Drospirenon bevor. In den vergangenen Jahren musste sich der Hersteller mehrfach in den USA und in Frankreich mit Klägerinnen per Vergleich einigen.

Am 5. November beginnt der Prozess vor dem Landgericht Waldshut-Tiengen (LG). Im konkreten Fall erlitt die Klägerin eine schwere Lungenembolie und führt diese auf die Einnahme des Präparats Yasminelle (Ethinylestradiol/Drospirenon) zurück. Bei den Antibabypillen der dritten Generation ist die Thrombose-Gefahr immer wieder Thema.

Die 25-Jährige Klägerin aus Bad Säckingen hofft nach Aussage des „Coordination gegen Bayer-Gefahren“ auf ein Urteil und keinen erneuten Vergleich. Von Bayer fordert sie Schadenersatz und Schmerzensgeld in Höhe von 200.000 Euro. Ihr Anwalt vertritt acht weitere Geschädigte. Der Konzern hält die Anschuldigungen für unbegründet und will sich zur Wehr setzen.

„Die sorgfältige Bewertung der verfügbaren wissenschaftlichen Daten bestätigt das positive Nutzen-Risiko-Profil von niedrig dosierten kombinierten hormonellen Kontrazeptiva bei bestimmungsgemäßer Einnahme“, so Bayer. Diese Einschätzung werde von Gesundheitsbehörden und unabhängigen Experten bestätigt.

Drospirenon sorgt immer wieder für Warnungen, zum Beispiel von der US-Arzneimittelbehörde FDA. Vom der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) heißt es hingegen, Nutzen und Risiko seien ausgewogen. Kritiker von Bayer hatten bereits mehrfach einen Verkaufsstopp derartiger Mittel gefordert. Bei der jüngsten Hauptversammlung kam es zu Protesten. Studien belegen, dass Antibabypillen wie Yasmin, Yasminelle, Yaz, Aida und Petibelle im Vergleich zu Präparaten der zweiten Generation ein zwei- bis dreifach erhöhtes Embolie- und Thromboserisiko mit sich bringen.

Für Bayer gibt es nach wie vor keinen Grund zur Sorge: „Die kombinierten hormonellen Kontrazeptiva von Bayer gehören zu den am systematischsten untersuchten und am häufigsten verwendeten Arzneimitteln.“ Im vergangenen Geschäftsjahr konnte Bayer mit Yaz, Yasmin und Yasminelle einen Umsatz von 768 Millionen Euro erwirtschaften.

Im Gegenzug mussten in den USA in der Vergangenheit allerdings auch schon umgerechnet insgesamt 1,75 Milliarden Euro an Entschädigungszahlungen in etwa 9500 Fällen gezahlt werden. Mit großer Wahrscheinlichkeit kommt dort noch einiges mehr zusammen, denn noch immer sind tausende Fälle offen.

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