Blutdrucksenker

Glaeske: Dominanz der Generikahersteller

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Berlin -

Bluthochdruckmittel waren jahrelang wichtige Einnahmequelle der Pharmakonzerne. Mit Ablauf des Patentschutzes mehrerer Medikamente änderte sich das – die großen Unternehmen ziehen sich vom Markt zurück, beobachtet Professor Dr. Gerd Glaeske von der Universität Bremen. Doch das sei nicht problematisch: Generika seien genauso wirksam, sagte Glaeske im Gespräch mit NDR Info.

„Der Markt der Bluthochdruckmittel ist einer der größten Märkte überhaupt im Arzneimittelbereich“, sagte Glaeske bei NDR Info. Denn seit der 1980er Jahre würden immer mehr Menschen wegen Bluthochdrucks behandelt. „Insofern ist der Markt der Bluthochdruckmittel natürlich schon aufgrund der Menge deutlich größer als zum Beispiel der Markt der Cholesterinsenker oder der Psychopharmaka.“

Neben dem hohen Bedarf sorgten auch Patente auf Blutdrucksenker für große Umsätze. Sie hätten den Herstellern 20 Jahre lang Schutz vor einem Preiswettbewerb mit Generika-Herstellern garantiert, sagte Bertram Häussler, Leiter des IGES Instituts für Gesundheitsfragen in Berlin, gegenüber dem Radiosender.

Die Pharmakonzerne konnten entsprechend hohe Preise für ihre Medikamente verlangen: Die Behandlung eines Patienten kostete mehrere Euro pro Tag. Das habe sich geändert: „Es ist so, dass heute von 100 Pillen 93 keinen Patentschutz mehr haben, also generische Arzneimittel sind“, so Häussler.

Bei großen Pharmakonzernen hätten Blutdrucksenker daher oft fast gar keine Bedeutung mehr, sagt Glaeske. „Im Grunde genommen muss man sagen, dass sich die großen pharmazeutischen Unternehmen da sehr zurückgezogen haben, weil der Markt der Bluthochdruckmittel keine besonders hohen Profite mehr verspricht.“

An ihre Stelle sind Generikahersteller getreten. Glaeske sieht das nicht als Problem an, denn die günstigen Generika seien meist genauso wirksam wie die Entwicklungen der großen Pharmakonzerne, kosteten pro Patient aber nur 10 bis 20 Cent am Tag. Das sei insbesondere für die Krankenkassen ein Vorteil: Die Ausgaben für Bluthochdruckmittel sind innerhalb von zehn Jahren von 3,8 Milliarden auf heute 2,6 Milliarden Euro gesunken, heißt es bei NDR Info.

Die Pharmaindustrie versucht sich weiterhin an Neuentwicklungen im Blutdruckmittel-Segment. Doch nur, wenn den Entwicklungen ein Zusatznutzen bestätigt werden kann, dürfen die Hersteller höhere Preise fordern. „Gerade diese Mittel, die jetzt neu auf den Markt kommen, haben häufig keinen Zusatznutzen gezeigt. Im Grunde genommen ist die Dominanz der Generikahersteller also nachvollziehbar und begründbar“, sagt Glaeske.

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