Baltrum

Apotheker für Insel-Apotheke gesucht

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Berlin -

Eine Kurinsel ohne Apotheke – das passt nicht zusammen. Berthold Tuitjer, Bürgermeister der Nordseeinsel Baltrum, will daher die Insel-Apotheke in jedem Fall retten. Die gestrichenen Gelder für den Mietkostenzuschuss will die Gemeinde nun doch aufbringen. Ein neuer Apotheker für Baltrum muss noch gefunden werden.

Im Mai 2013 hat Tuitjer den Posten des Bürgermeisters auf Baltrum übernommen. Dabei habe er „desolate Strukturen“ vorgefunden; gerade der Haushalt der Gemeinde bereite Kopfzerbrechen. Um mehr Einnahmen zu erhalten, habe der Kurbeitrag erhöht werden müssen. Außerdem seien die freiwilligen Ausgaben der Gemeinde unter die Lupe genommen worden, berichtet Tuitjer.

Zu diesen freiwillig geleisteten Zahlungen gehört auch der Mietzuschuss an die Insel-Apotheke von 17.000 Euro im Jahr. „Es ist keine kommunale Pflichtaufgabe, eine Apotheke zu erhalten“, erklärt der parteilose Bürgermeister. Somit seien diese Ausgaben von Streichungen betroffen.

Doch auf der Insel Baltrum nehme die Apotheke eine besonders wichtige Rolle ein: „Ich fahre doch nicht in den Urlaub auf eine Insel, wenn es dort keine medizinische Versorgung gibt“, erklärt Tuitjer. Ärzte habe die Insel, gerade sei erst ein neuer dazugekommen. Und eine Apotheke müsse ebenfalls verfügbar sein, das steht für Tuitjer außer Frage. „So ist es gewissermaßen doch unsere Pflicht, die Insel-Apotheke zu unterstützen.“

Auch mit der Apothekerkammer sei er im Gespräch gewesen, ob es denn nicht möglich sei, Medikamente vom Arzt abgeben zu lassen. „Doch da sind die Regelungen im Apothekergesetz sehr strikt, auch wenn es im Einzelfall Baltrum sinnvoll sein könnte“, sagt er. Zur saisonalen Vollapotheke auf Baltrum gebe es also keine Alternative. Im Winter soll es statt der Apotheke weiterhin eine Rezeptsammelstelle geben.

Um die nötigen Gelder für den Mietzuschuss genehmigen zu können, sei er sowohl mit dem Land als auch mit der Kommunalaufsicht im Gespräch. Der Bürgermeister zeigt sich zuversichtlich: „Im Improvisieren sind wir hier Meister. Das Geld wird sich finden.“ Doch das ist nicht alles: Tuitjer muss auch einen neuen Apotheker für die Insel-Apotheke begeistern können.

Mit ostfriesischer Direktheit sagt er: „Es muss jemand sein, der Lust auf die Arbeit auf unserer Insel hat. Geld verdienen können Sie hier nur in wenigen Wochen im Jahr.“ Baltrum biete dafür neben wunderschöner Landschaft einen ganz besonderen Charme: „Wir sind nicht überladen mit Events wie die größeren Nordseeinseln, etwa Norderney. Bei uns gibt es keine Autos und eben nur einen Shanty-Chor – zu dem dann auch jeder hingeht“, erzählt Tuitjer.

Das Inselleben müsse man mögen. Baltrum habe knapp 560 Einwohner. „Sie sind hier 24 Stunden im Dienst – die Leute sprechen Sie natürlich auch auf der Straße an“, sagt Tuitjer. Derzeit sei er im Gespräch mit einem Apotheker aus Osnabrück, der persönliche Verbindungen nach Baltrum hat. „Er kann sich vorstellen, die Insel-Apotheke als Filiale weiterzuführen und zur Hauptsaison auch sein Osnabrücker Personal nach Baltrum zu schicken“, berichtet Tuitjer.

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