APOTHEKE ADHOC Umfrage

Apotheker fit für Chroniker

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Berlin -

Mit dem Direktvertrieb des Glukosemesssystems Freestyle Libre befürchten manche Apotheker eine grundlegende Änderung der Versorgungsstrukturen. Gerade junge Diabetiker setzten auf Spezialversender, sagt auch Diabetiker-Coach Christian Purschke. In der Apotheke finde er nicht die Beratung, die er brauche. Seine Ansicht provoziert. Bei einer Umfrage von APOTHEKE ADHOC war die Mehrheit der Teilnehmer gegen eine Spezialisierung im Arzneimittelbereich.

Insgesamt 90 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sprachen sich gegen Spezialversorger für Chroniker aus und sehen die Verantwortung bei den Apothekern: 39 Prozent sind der Meinung, Spezialversender seien unnötig, denn Pharmazeuten seien Experten für alle Indikationen.

27 Prozent finden es unter Versorgungsaspekten riskant, sich auf Spezialanbieter zu konzentrieren: Das gefährde die Kompetenz in der Fläche. Weitere 25 Prozent gaben an, die Antwort sei Fortbildung für die Apotheker.

Lediglich 9 Prozent waren der Meinung, Chroniker bräuchten Spezialisten, deshalb seien die spezialisierten Anbieter notwendig. 1 Prozent hatte keine Meinung. An der Umfrage nahmen vom 17. bis 19. April 161 Leserinnen und Leser von APOTHEKE ADHOC teil.

Purschke bricht für die Spezialversender eine Lanze: Das Wissen über die Krankheit sei bei diesen deutlich besser als in der Apotheke. Zudem böten sie die komplette Palette zur Diabetes-Versorgung an und berieten sehr gut. Selbst die Zuzahlungen würden teilweise übernommen. Gerade junge Diabetiker würden ihren Bedarf deshalb zunehmend über Firmen und Versender beziehen, die sich auf die Krankheit spezialisiert haben. Purschke geht davon aus, dass die Diabetes-Versorgung künftig weg von der Apotheke und hin zu Spezialversorgern geht.

Auch den Freestyle Libre sieht Purschke nicht in der Apotheke: „Wenn Apotheken zum Thema Insulin falsch beraten, wie soll das mit dem Libre werden? Da bin ich etwas skeptisch, selbst wenn die Apotheken von Abbott geschult würden.“ Um das Gerät zu verstehen, müsse man die Krankheit verstehen, Apotheker stünden hier weit hinten. Zudem sei das System kein Notfallprodukt. Purschke befürchtet auch, dass sich der Preis verändern könne, würde es in der Apotheke angeboten.

Bei den Apothekern hatte der Direktvertrieb von Abbott Unmut ausgelöst: Abbott stelle Apotheken in Frage, unabhängige Beratung fehle. Zum einen blieben Fragen der Notfallversorgung offen, zum anderen solche notwendigen Beratungsleistungen in der Apotheke. Der Apothekerverband Duisburg/Niederrhein hatte sich an den Hersteller gewandt und unter anderem bemängelt, dass es keinerlei Fachinformationen gebe.

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