Stromanbieter

Vattenfall: Kein Widerruf für Apotheker

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Berlin -

Zwischen zwei Beratungsgesprächen klingelt hinten im Büro das Telefon. Es ist der freundliche Mitarbeiter des Telefon-, Internet- oder Stromanbieters, der sein neues Angebot vorstellen möchte. Der Vertrag wird mündlich geschlossen, die Unterlagen werden später zugesandt. Solche Verträge kann man normalerweise innerhalb von zwei Wochen widerrufen. Apotheker Dr. Ingo Dramburg hat mit seinem Stromanbieter Vattenfall jedoch schlechte Erfahrungen gemacht und fühlt sich getäuscht.

Ein Vattenfall-Mitarbeiter hatte ihn in seiner Exter-Apotheke im nordrhein-westfälischen Extertal angerufen und einen Vertrag zu verbesserten Konditionen für zwei Jahre angeboten. Dramburg wollte sich nicht sofort entscheiden und fragte nach einem schriftlichen Angebot. Schließlich habe es er sich doch überreden lassen, berichtet der Apotheker. Er könne den Vertrag ja widerrufen, habe der Mitarbeiter versichert.

Genau das tat Dramburg auch, da er zwischenzeitlich von einem anderen Anbieter ein attraktiveres Angebot bekommen hatte. Als Antwort erhielt er von Vattenfall jedoch, seine Widerrufserklärung sei ohne Bedeutung. Dieses Recht stehe nur Privatpersonen zu, Dramburg habe den Vertrag aber als selbstständiger Unternehmer geschlossen.

Der Apotheker schrieb erneut an den Konzern, schilderte seinen Fall ausführlich und verlangte eine Aufhebung des Vertrages. Zwei Tage später erhielt er als Absage das identische Antwortschreiben seines Stromanbieters, der erneut auf die Regelungen des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) verwies.

Das Vorgehen des Stromkonzerns sei für ihn zwar keine Katastrophe, weil das Angebot vergleichbar mit denen anderer Anbieter sei, sagt Dramburg. Geärgert habe er sich trotzdem: „Wenn ich so mit meinen Kunden umspringen würde, würden die nie wieder kommen“, so der Apotheker.

Er überlegt noch, ob er die Rechnungen von Vattenfall wirklich bezahlen soll. Jedenfalls möchte er Kollegen davor warnen, vorschnell Verträge mit dem Konzern am Telefon abzuschließen. Dessen Stellungnahme zu dem Fall steht noch aus.

Vattenfall gehört dem schwedischen Staat und ist in Deutschland die Nummer 4 am Markt nach E.ON, RWE und EnBW. Bei einem Gesamtumsatz von umgerechnet rund 20 Milliarden Euro kam der Konzern zuletzt auf einen Verlust von 1,5 Milliarden Euro.

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