Reformhäuser

Shitstorm gegen Kundenzeitschrift

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Berlin -

Eigentlich sind Kundenzeitschriften selten für Kontroversen gut. Doch die Reform Rundschau, eigentlich ein unbescholtenes Gratisblatt aus dem Fachhandel, hat einen regelrechten Shitstorm auf sich gezogen. In einem Beitrag „Yin und Yang im täglichen Leben“ waren der Redaktion schwulenfeindliche Passagen durchgerutscht. Zeitgleich punktet die Apotheken Umschau mit einem aufklärerischen Artikel.

„Yin und Yang im täglichen Leben“, lautet die Überschrift eines Artikels in der Reform Rundschau, der derzeit die Gemüter erhitzt. „Das Leben ist ein ständiges Auf und Ab, ein ständiger Wechsel und manchmal auch ein 'Himmelhochjauchzend – zu Tode betrübt.“ So geht es die ersten Absätze in dem Beitrag von Dr. Jürgen Freiherr von Rosen von der Schlosspark-Klinik für naturgemäße Ganzheitsmedizin in Gersfeld/Rhön.

Doch gegen Ende versteigt sich von Rosen plötzlich zu der Behauptung, ein besonderes Merkmal von Yin und Yang sei das Begriffspaar „männlich – weiblich“: „Beide gehören zusammen, sie ergänzen sich“, schreibt von Rosen. „Wenn heute auf die Homosexualität so großer Wert gelegt wird und sogar 'Ehen' zwischen Homosexuellen geschlossen werden, so ist das ein Verstoß gegen das universelle Gesetz von Yin und Yang bzw. das Gesetz der Polarität.“

Ein Verstoß gegen ein Universalgesetz führt laut von Rosen immer zu einer Gegenreaktion der Natur. „Also wird auch bei diesem Verstoß eine entsprechende Gegenreaktion auftreten, wobei wir noch nicht wissen, wie diese aussehen wird. Aber es ist der Gegenausschlag des Pendels, der irgendwann kommen wird.“

Der Beitrag sorgte für Wellen der Empörung, Hunderte Reformhäuser nahmen das Heft aus dem Verkehr oder kündigten sogar das Abo. Chefredakteur Frank Höpping entschuldigte sich im Internet bei den Lesern; er übernehme persönlich die Verantwortung und entschuldige sich in aller Form. „Es ist weder meine Absicht noch die Absicht der Redaktion, Gefühle anderer Menschen zu verletzen oder gar jemandes Lebensweise zu diskreditieren.“

Derartige Ansichten gehörten nicht in eine Kundenzeitschrift; der Beitrag sei polemisch gewesen und hätte in dieser Form nicht veröffentlicht werden dürfen. „Respekt, das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit sowie Toleranz gegenüber der sexuellen Orientierung und Lebensweise eines jeden Einzelnen sind die Leitmotive und Grundlage der journalistischen Arbeit der Reform Rundschau.“

Auch die genossenschaftlich organisierte Reformhaus-Zentrale, die selbst den Reformhaus Kurier herausgibt, distanzierte sich von dem Beitrag. Man stehe in keiner Beziehung zu dem Verlag und weise die diffamierenden und diskriminierenden Äußerungen gegenüber Homosexuellen zurück. Reformhäuser seien eine moderne, weltoffene Branche.

Lob bekommt derweil die Apotheken Umschau. Unter dem Titel „Eine gesunde Liebe“ wird den Apothekenkunden in der aktuellen Ausgabe erklärt, dass Homosexualität keine Krankheit ist – obwohl noch immer Therapien gegen das Anderssein angeboten würden.

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