Generikahersteller

Neuraxpharm ist verkauft

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Berlin -

Der ZNS-Spezialist Neuraxpharm ist verkauft. Mehrere Fonds um den britischen Finanzinvestor Apax Capital übernahmen alle Anteile des Herstellers mit Sitz in Langenfeld. Verkäufer ist die Familie um die Hexal-Gründer Dr. Thomas und Dr. Andreas Strüngmann. Die Transaktion wurde bereits Anfang Juli angekündigt und jetzt abgeschlossen. Details wurden nicht bekannt gemacht.

Der europäische Generikamarkt sei ein „attraktives Anlagesegment“, sagte Steven Dyson, Partner bei Apax und für den Gesundheitsbereich zuständig. Man habe die Entwicklung von Neuraxpharm verfolgt und sei beeindruckt von der Marke, der Reputation und der Innovationskraft im ZNS-Bereich.

Der neue Investor setzt auf organisches Wachstum und internationale Expansion. Hier hat Neuraxpharm Nachholbedarf; derzeit werden die Produkte nur sporadisch im Ausland vermarktet. Apax will seine Aktivitäten auf europäischer Ebene konsolidieren. Dazu passt auch die Übernahme des spanischen Lohn- und Generikaherstellers Invent Pharma, die zeitgleich bekannt gegeben wurde.

Geschäftsführerin Dr. Sylvia Gerke und Marketing- und Vertriebschef Dr. Olaf Krampe versichern in einem Schreiben an die Kunden und Geschäftspartner, dass sich an der „bewährten und erfolgreichen Unternehmensphilosophie und unseren bisherigen Geschäftsprozessen keinerlei Veränderungen ergeben werden und Sie auch zukünftig die Partnerschaft von uns erwarten können, mit der Sie langjährig vertraut sind“.

Die Strüngmann-Familie hatte Neuraxpharm 2010 übernommen. Sechs Jahre zuvor war Firmengründer Dieter Gehrmann überraschend während eines Aufenthalts am Gardasee im Alter von 61 Jahren verstorben. Zunächst hatten seine 20-jährige Tochter und seine Schwester das Erbe angetreten, doch dann entschied sich die Familie zum Verkauf.

Gehrmann hatte Neuraxpharm 1985 gegründet; seitdem hat sich das Unternehmen auf die Behandlung von Krankheiten des Zentralen Nervensystems (ZNS) spezialisiert. Schon ein Jahr nach dem Start kamen die sechs Wirkstoffe Oxazepam, Bromazepam, Nitrazepam, Promethazin, Amitriptylin und Haloperidol auf den Markt.

Heute werden 90 Wirkstoffe in 350 Darreichungsformen angeboten, entweder als einlizenzierte Produkte oder als eigene Entwicklungen. Jüngster Neuzugang ist das Antidepressivum Milnacipran.

Da Neuraxpharm innerhalb der Nische eine breite Palette aufweist, ist der Bekanntheitsgrad bei Ärzten sehr hoch. Neurologen schätzten unter anderem, dass Neuraxpharm mehrere Wirkstoffe anbiete, bei denen die Erstanbieter längst ausgestiegen seien, heißt es in Langenfeld. Allerdings kam auch Neuraxpharm in den vergangenen Jahren nicht darum herum, sich an den Ausschreibungen der Kassen zu beteiligen – was sich auf die Marge ausgewirkt hat.

Dank der Zuschläge bei zahlreichen Kassen kletterten die Bruttoerlöse zwar zwischen 2010 und 2014 um 70 Prozent auf 140 Millionen Euro. Der Umsatz nach Abzug der Rabatte wuchs im gleichen Zeitraum aber nur um 21 Prozent auf 82 Millionen Euro.

Das Geschäft ist dennoch hochprofitabel: Jahr für Jahr werden Überschüsse von mehr als 20 Millionen Euro erzielt. Wie hoch der Verkaufspreis ist, den die Strüngmann – allen voran die fünf Kinder der Hexal-Gründer – erlöst haben, wurde nicht bekannt gemacht. Von einem „sehr guten Deal“ spricht ein Insider.

150 Mitarbeiter sind bei Neuraxpharm beschäftigt; Gerke hatte als Geschäftsführerin im vergangenen Jahr Olaf Krause abgelöst, der den Chefsessel nach dem Tod des Firmengründers im Oktober 2004 übernommen und seinen Abschied bereits mehrfach verschoben hatte. Gerke hatte – wie Krause auch – Pharmazie studiert und war zunächst als Leiterin der Qualitätssicherung von Schwarz Pharma zu Neuraxpharm gekommen.

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