Pharmahersteller

Ewers von Betapharm zu Recordati

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Berlin -

Wechsel bei Betapharm: Der bisherige Geschäftsführer Michael Ewers hat den Generikahersteller Ende März verlassen. Seit Mitte April ist er Deutschlandchef des Herstellers Recordati – Marken- statt Generikageschäft.

Ewers hatte Ende 2008 die Geschäftsführung bei Betapharm übernommen. Davor war er für den Generikariesen Teva tätig und hatte dort unter anderem den Zusammenschluss von Ivax und Teva in Deutschland verantwortet. Jetzt kehrt er bei Recordati zum Markengeschäft zurück. Ewers folgt auf Dr. Jürgen Harders, der das Unternehmen Ende März verlassen hat. Von Paris aus verantwortet Bernard Millet das Europageschäft des italienischen Herstellers.

Recordati hatte zuletzt vor allem mit seinem Präparat Ortoton (Methocarbamol) Erfolg. Das Produkt wurde 2008 von den Bastian-Werken gekauft. Seit Tetrazepam aus den Apotheken verschwunden ist, haben andere Muskelrelaxantien Hochkonjunktur. Der Absatz von Ortoton hat sich von 140.000 auf zuletzt rund eine Million Verordnungen vervielfacht.

Als Alternative für Tetrazepam war das Produkt schon 2013 fast doppelt so häufig abgegeben worden wie im Vorjahr. Der Höhenflug setzte sich auch im vergangenen Jahr fort – und wird anhalten: Weil Recordati den Konkurrenten Dr. Kade mit dessen Präparat DoloVisano vorerst ausgebremst hat, ist im ersten Halbjahr 2015 ein weiterer Aufwand zu erwarten.

Ortoton zählt als Produkt in das Geschäftsfeld Orthopädie/Schmerz, einem der drei Standbeine von Recordati. Zweiter Schwerpunkt sind die Bereiche Gastrologie und Urologie, drittes Standbein Pädiatrie und OTC, mit einigen verschreibungsfähigen Präparaten.

In diesem Bereich hatte Recordati vor drei Jahren ordentlich zugekauft: Im April 2012 wurden für 21 Millionen Euro die Marken Rhinopront, Betadorm, JHP-Rödler, Collomack, Tirgon und Xitiv von Johnson & Johnson (J&J) übernommen. Dazu gibt es den „Klassiker“ Mirfulan, der bei Windeldermatitis eingesetzt wird.

Weltweit setzt der italienische Mutterkonzern rund 1 Milliarde Euro um. Mit einem Anteil von etwa 10 Prozent ist Deutschland hinter Italien und Frankreich. Das börsennotierte Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Mailand.

Bei Betapharm bleibt Dr. Clemens Johannes Troche auf dem Posten. In der Geschäftsführung sitzt außerdem Abhijit Mukherjee von der indischen Muttergesellschaft Dr. Reddy’s. Nach Unternehmensangaben erfolgte die Trennung von Ewers in gegenseitigem Einvernehmen. Mit einem Marktanteil von unter 2 Prozent nach Umsatz liegt Betapharm nicht in den Top 10 der Generikamarken.

Bei Betapharm hatte Ewers im Sommer 2011 eine Krise zu überstehen, als es Ärger mit den AOK-Rabattverträgen gab. Betapharm hatte den Wirkstoff Metoprolol-Succinat exklusiv gewonnen, konnte in den ersten Monaten aber nicht liefern. Da zahlreiche Apotheken die Rezepte trotzdem mit dem Rabattpartner bedruckten, drohte die Kasse den Apothekern mit dem Staatsanwalt und hohen Strafen.

Die Fehler bei der Abrechnung waren aufgefallen, weil Betapharm der AOK Herstellerabschläge zahlen sollte. Der Vertrag wurde schließlich vorzeitig aufgelöst. Die Verfahren gegen Apotheker wurden eingestellt, die Staatsanwälte interessierten die Rabattverträge nicht sonderlich. Die AOK scheiterte auch mit einer Vertragsstrafe gegen einen Apotheker.

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