Pharmahandelskonzerne

Celesio: Abschied aus Brasilien

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Berlin -

Brasilien galt eine Zeitlang als Hoffnungsträger für Celesio. Jetzt ist der Ausflug vorbei: Für einen unbekannten Preis hat der Stuttgarter Konzern seine beiden Großhändler Panpharma und Oncoprod verkauft. Damit beschränkt der Mutterkonzern McKesson Celesio ganz auf das Europageschäft.

Den Rückzug aus Südamerika hatte Celesio bereits vor knapp einem Jahr angekündigt. Jetzt wurde eine Vereinbarung mit SC Participações Empresariais unterzeichnet; zur Holding gehört der 1955 gegründete Großhändler Distribuidora de Medicamentos SantaCruz, der mit 4500 Mitarbeitern in elf Niederlassungen in 17 brasilianischen Staaten Arzneimittel sowie Gesundheits- und Kosmetikprodukte vertreibt. Der Kaufpreis wurde nicht bekannt gegeben. Die Transaktion steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Behörden und wird voraussichtlich im Herbst abgeschlossen. Der Celesio-Mutterkonzern McKesson rechnet mit Abschreibungen zwischen 70 und 90 Millionen US-Dollar.

2009 hatte Celesio zunächst 50,1 Prozent des führenden Großhändlers Panpharma für 124,7 Millionen Euro gekauft. 2012 folgten die restlichen Anteile für 258,2 Millionen Euro. Kurz zuvor hatten die Stuttgarter für 45,9 Millionen Euro 60 Prozent der Anteile am Spezialgroßhändler Oncoprod übernommen. Die restlichen 40 Prozent wurden im Sommer 2014 übernommen.

Die Erwartungen in den südamerikanischen Markt waren groß: Die Engagements in Brasilien sollten zum Brückenkopf in Nachbarländer werden. Über den Einstieg kam es 2009 zum Bruch zwischen Konzernchef Dr. Fritz Oesterle und seinem Vorstandskollegen Stefan Meister, den der damalige Aufsichtsratschef Dr. Eckard Cordes schließlich aus der Schusslinie nahm und bei Haniel unterbrachte.

Großhandelschef Wolfgang Mähr kümmert sich später persönlich um die Entwicklung; immer wieder wurden auch deutsche Politiker eingeflogen. Doch der Umsatz von 1,8 Milliarden Euro blieb offenbar unter den Erwartungen, zumal Währungseffekte das Plus von 6,8 Prozent in ein Minus von 6,4 Prozent verwandelten. 2014 hatte Celesio 80 Millionen Euro abgeschrieben.

Im April vergangenen Jahres zog der Konzern die Reißleine. Celesio-Chef Marc Owen sagte zum geplanten Verkauf: „Diese Entscheidung zeigt deutlich, dass wir uns strategisch auf den Ausbau unserer Position im europäischen Markt konzentrieren wollen.“ Vorübergehend bekam Dr. Andreas Windischbauer, der in Österreich für Herba Chemosan zuständig ist, auch die Verantwortung für das brasilianische Geschäft.

Panpharma ist ein brasilianischer Pharmagroßhändler mit landesweit 14 Niederlassungen, die nach Unternehmensangaben täglich rund eine Millionen pharmazeutische Produkte ausliefern. Die in Goiania ansässige Firma hat mehr als 3600 Mitarbeiter. Oncoprod mit Sitz in Sao Paolo ist laut Celesio das einzige ausschließlich auf den Vertrieb von Spezialmedikamenten fokussierte Unternehmen in Brasilien. Oncoprod betreibt sieben, über das gesamte Land verteilte Niederlassungen und beschäftigen mehr als 300 Mitarbeiter.

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