OTC-Hersteller

Perrigo: Omega-Gründer geht

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Berlin -

Beim OTC-Hersteller Perrigo dreht sich das Personalkarussell. Nach CEO Joseph C. Papa geht auch Marc Coucke von Bord. Der Apotheker aus Belgien hatte Omega gegründet und ist seit dem Verkauf 2014 größter Einzelaktionär bei Perrigo.

Im Vorstand von Perrigo war Coucke für den Bereich Branded Consumer Healthcare (BCH) zuständig. Die Verantwortung für das OTC-Markengeschäft übernimmt Sharon Kochan, der seit 2001 bei Perrigo beziehungsweise der israelischen Vorgängerfirma Agis ist.

Dass Coucke ausscheiden könnte, hatte sich nach Medienberichten schon länger abgezeichnet. Perrigo hatte wiederholt Abschreibungen bei Omega vornehmen müssen und damit nach Meinung von Kritikern zu viel gezahlt. Angeblich stand die Wiederwahl auf der Kippe. Am Mittwoch twitterte Coucke: „Alea iacta est“.

Konzernchef John T. Hendrickson sagte, man habe Couckes Entscheidung, sich aus dem Vorstand zurückzuziehen, akzeptiert. Hendrickson hat gerade erst die Nachfolge von Papa angetreten, der ab Mai beim angeschlagenen Pharmakonzern Valeant das Ruder übernimmt.

Perrigo hatte Omega 2014 für 3,6 Milliarden Euro übernommen, inklusive 1,1 Milliarden Euro Schulden. Coucke blieb an Bord; er bekam für sein Paket Perrigo-Aktien und ist seitdem mit 3 Prozent größter Einzelaktionär. Seine Anteile kann er nun in vier Tranchen bis Ende 2017 verkaufen; außerdem bekommt er eine Abfindung von 1,2 Millionen Euro sowie anteilig eine Vergütung für aus seinem Beratervertrag erbrachte Leistungen von bis zu 1,6 Millionen Euro. In der Branche wird er wohl nicht wieder auftauchen, denn Perrigo hat ein Wettbewerbsverbot durchgesetzt.

Perrigo hatte im vergangenen Jahr einen Übernahmeversuch von Mylan abgewehrt; der US-Generikakonzern – seinerseits im Visier von Teva – hatte 33 Milliarden US-Dollar geboten. Als der Vorstoß scheiterte, bot Mylan im Februar 9,9 Milliarden Dollar für Meda. Der Verwaltungsrat des schwedischen Herstellers hat sich bereits einstimmig für die Übernahme ausgesprochen.

Coucke hatte Omega 1987 gegründet und 2001 die Deutsche Chefaro übernommen, die 1972 als Tochter des Chemiekonzerns Akzo Nobel gegründet worden war. 2012 kaufte das belgische Unternehmen für 470 Millionen Euro verschiedene OTC-Marken von GlaxoSmithKline (GSK), die heute für ein Drittel des Umsatzes verantwortlich sind. Darunter ist auch die Drogeriemarke Abtei.

Ebenfalls 2012 hatte Coucke den Hersteller nach 13 Jahren von der Börse genommen. Mit dabei waren die Finanzinvestoren Waterland, Hamilton, Harbourinvest und Stepstone.

Perrigo stellt OTC-Produkte, Rx-Medikamente sowie Tierarzneimittel und Babynahrung her und ist vor allem in den USA bekannt. Auch als Lohnhersteller ist der Konzern aktiv. Die Umsätze lagen zuletzt bei vier Milliarden US-Dollar. Angefangen hat alles in einem Gemischtwarenladen im US-Bundesstaat Michigan: Der Kaufmann Luther Perrigo kam 1887 auf die Idee, Dorfläden mit Medikamenten und Haushaltswaren zu beliefern.

Die globale Expansion begann Ende der 1990er Jahre: 1997 wurde Perrigo Hauptanteilseigener des mexikanischen OTC-Herstellers Quifa. Vier Jahre später setzte das US-Unternehmen europäischen Boden: Perrigo erwarb Wrafton Laboratories, den größten Hersteller von OTC-Eigenmarken in Großbritannien, der unter anderem Ketten wie Lloyds, Boots und Superdrug beliefert, aber auch für Hersteller wie GlaxoSmithKline, Johnson & Johnson, Reckitt Benckiser, die Stada-Tochter Thornton & Ross sowie Procter & Gamble produziert.

2004 fiel der Startschuss für die Produktion verschreibungspflichtiger Generika. Dieses Geschäftsfeld baute Perrigo ein Jahr später weiter aus: Für rund 850 Millionen Dollar übernahm der US-Konzern den israelischen Hersteller Agis. 2012 stiegen die Amerikaner mit dem Kauf von Seargeant's Pet Care Products und Velcera in den Markt mit Veterinärprodukten ein. Der bislang größter Coup: 2013 kaufte Perrigo für 8,6 Milliarden Dollar das irische Biotechunternehmen Elan. Der Firmensitz wurde nach Dublin verlegt, vor allem weil Steuerersparnisse winkten.

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