Vaxigrip-Bestellportal

Koch: „Apotheker nicht berücksichtigt“

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Berlin -

Beim Großhandel und in den Apotheken ist die Grippesaison bereits gestartet: Sanofi Pasteur MSD, bioCSL und GlaxoSmithKline haben mit der Auslieferung der ersten Impfstoffe begonnen. Sanofi Pasteur hat allerdings mit einem neuen Bestellprozess für Unmut unter den Apothekern gesorgt: In den Ausschreibungsgebieten sollen sie die Impfstoffe über ein spezielles Internetportal bestellen.

In Teilen von Bayern, Nordbaden, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen hatte Sanofi Pasteur Ausschreibungen der Kassen gewonnen. In diesen Regionen sollen die Apotheker die Impfstoffe nicht über den Großhandel, sondern über das Internetportal vaxigrip.de bestellen.

Dieser Bestellprozess stieß beim Sächsischen Apothekerverband (SAV) auf Kritik: „Wir sind sauer auf Sanofi Pasteur, weil die Interessen der Apotheker nicht berücksichtigt wurden“, sagt Verbandschefin Monika Koch. Der SAV hatte angekündigt zu prüfen, ob der Hersteller seiner Pflicht zur Bevorratung des Großhandels nachkomme. „Wir wollten unsere Mitglieder sensibilisieren“, so Koch.

Sie hält das Bestellportal für eine „Frechheit“. „Wir wehren uns immer, wenn Hersteller die Direktbestellung einführen“, sagt die Verbandschefin. Diese bedeute Mehraufwand für die Apotheken. „Wir wollen uns das nicht ohne Weiteres gefallen zu lassen.“

Koch kritisiert nicht nur die umständliche Bestellung über ein weiteres Portal, sondern auch die Organisation: Im Juni konnten die Apotheker Impfstoffe vorbestellen, dann war die Internetseite bis Mitte August „geschlossen“. Die Impfstoffbestellungen bereits im Frühsommer mit den Ärzten abzustimmen und aufzugeben, ist für Apotheker aber eine Herausforderung. Umso kritischer sieht Koch die Tatsache, dass Impfstoffe vom Hersteller nicht zurückgenommen werden. Sanofi Pasteur begründet das mit der Kühlpflicht.

Auf dem Portal können die Apotheker auswählen, ob sie von Sanofi Pasteur oder einem Großhandel ihrer Wahl beliefert werden möchten. Entscheiden sie sich für einen Großhändler, gelten die ausgehandelten Lieferbedingungen. Liefert Sanofi Pasteur, kostet der Transport für Bestellungen von weniger als 200 Dosen 20 Euro.

Einzelne Großhändler, wie zum Beispiel die Sanacorp in Sachsen, nehmen auch weiterhin Bestellungen aus Apotheken an und beliefern sie mit Impfstoffen. Das ist zwar möglich, aber aus Sicht von Sanofi Pasteur nicht der bevorzugte Weg, obwohl das Portal für den Hersteller auch mehr Aufwand bedeutet.

Hintergrund für den umständlichen Bestellprozess sind laut Hersteller die Ausschreibungen: Man sei verpflichtet, den Krankenkassen Meldungen über die in die Ausschreibungsgebiete gelieferten Impfdosen zu erstatten, so eine Sprecherin.

Außerdem müsse man als Rabattpartner sicherstellen, den Markt zeitgerecht mit ausreichenden Mengen Vaxigrip zu versorgen. Durch den Direktvertrieb hofft man offenbar, besser kontrollieren zu können, ob die Impfstoffe tatsächlich in die Ausschreibungsgebiete gelangen.

Die Apothekerverbände in anderen Ausschreibungsgebieten sind zwar ebenfalls nicht begeistert, wollen aber nicht gegen das Modell vorgehen. Es sei nicht das erste Mal, dass Hersteller Arzneimittel direkt bestellen ließen, um sie dann über den Großhandel auszuliefern, hieß es.

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