Bestellstrukturausgleich

Gehe kürzt genau wie Phoenix

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Berlin -

Nach Alliance Healthcare und Phoenix kürzt jetzt Gehe die Konditionen der Apotheker: Ab Mai erhebt der Großhändler zumindest im Nordosten der Republik einen „Servicebeitrag“ von 1 Prozent. Außerdem führen die Stuttgarter einen „Bestellstrukturausgleich“ ein, um die eigene Spanne zu sichern. Konkurrent Phoenix hatte Mitte des Monats ein fast identische Kürzung angekündigt, beginnend in Berlin und Brandenburg. Die Begründung der Großhändler ist ebenfalls sehr ähnlich.

Wie Phoenix verweist auch Gehe auf die Folgen des AMNOG: Die Veränderungen im Vergütungssystem hätten sich „nicht im angenommen Maße entwickelt“. Nach der Umstellung des Honorarsystems führe die aktuelle Sortimentsstruktur „zu einer degressiven Spanne und damit zu einem Spannenverfall“.

Da Gehe den Apotheken die bisherigen Konditionen nach eigenem Bekunden „in gewohntem Umfang gewähren“ will, führe man im Mai einen „Bestellstrukturausgleich“ ein. „Dieser ermittelt sich aus Ihrer tatsächlich erreichten Spanne, in Abhängigkeit Ihres Einkaufsverhaltens und unserer erforderlichen Bestelltstrukturspanne“, heißt es in dem Schreiben.

Bei Poenix heißt dasselbe „Konditionensicherungsausgleich“, bei Alliance Healtcare „Strukturausgleich“. Im Kern geht es um die jeweilige Spanne der Großhändler je nach Packungspreis: Nach der Umstellung des Vergütungssystems auf eine Packungspauschale sind für die Lieferanten vor allem günstige Schnelldreher attraktiv. Über eine individuelle Korrektur der Rabatte für einzelne Sortimente wollen die Großhändler jetzt ihre Spanne verbessern, was letztlich einer Kürzung der Konditionen gleichkommt.

Ebenfalls im Gleichschritt wird zusätzlich eine pauschale Kürzung von 1 Prozent vorgenommen. Phoenix nennt sie „Leistungsbeitrag“, Gehe „Servicebeitrag“. Die Stuttgarter erklären, in den vergangenen Monaten selbst einschneidende Schritte unternommen zu haben, um die Effizienz zu steigern.

„Doch Kostenoptimierung darf nicht zu Lasten der Leistungsfähigkeit für unsere Kunden gehen“, so die Begründung der Kürzung. „Damit schaffen wir eine Basis für eine nachhaltig erfolgreiche Zusammenarbeit für unsere gemeinsame Zukunft.“ Gehe hatte im vergangenen Jahr rund 4,2 Milliarden Euro umgesetzt, aber nur eine schwarze Null erwirtschaftet. Eigentlich war ein Gewinn von 70 Millionen Euro angepeilt gewesen.

Das Schreiben ist unterzeichnet von Vertriebschef Petrik Dauer und dem Regionalvertriebsleiter Ost, Andreas Thiede. Wie bei der Konkurrenz übernehmen die Niederlassungen die Information über die Konditionenkürzungen: Der Außendienst soll dann „in den nächsten Wochen“ zu einem persönlichen Gespräch in der Apotheke erscheinen.

Als erster Großhändler hatte Alliance Healthcare einen „Strukturausgleich“ angekündigt. Dieser sollte laut einem Kundenschreiben von Ende März sogar rückwirkend zum Monatsanfang gelten.

Nach Protesten der Kunden war Alliance vorübergehend zurückgerudert – die Rechnungen mit der ausgewiesenen Kürzung wurden dem Vernehmen nach noch vor Versand vernichtet und neu ausgedruckt. Doch vom Tisch ist die Kürzung auch in Frankfurt nicht. Angeblich soll der Außendienst die Konditionen ebenfalls bis Mai angehen.

Phoenix hatte kurz vor Ostern die Kunden seiner Niederlassungen in Berlin und Cottbus über die geplanten Kürzungen informiert. Auch Apotheken des Vertriebszentrums in Bielefeld müssen sich dem Vernehmen nach auf Änderungen bei ihren Konditionen einstellen.

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