Griechenland

Kassenärzte behandeln nur gegen Bargeld

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Berlin -

Aus Protest gegen hohe Schulden des griechischen Trägers für Gesundheitsleistungen (EOPYY) sind die griechischen Kassenärzte seit Montag in einen Teil-Ausstand getreten. Sie behandeln zwar in ihren Praxen die Patienten, diese müssen aber direkt beim Arzt zahlen. Auch Apotheken mussten immer wieder auf Zahlungen der Krankenkasse warten.

Hintergrund sind nach Angaben der rund 8000 Kassenärzte die Schulden des EOPYY bei den Kassenärzten. „Seit Februar sind wir nicht mehr bezahlt worden. Das sind acht Millionen Euro pro Monat“, sagte der Präsident des Verbandes der Kassenärzte, Giorgos Eleftheriou, dem griechischen Nachrichtenportal protothema.gr. Der Ausstand soll bis kommenden Freitag dauern.

Auch in Apotheken kennt man das Problem: Die Abgabe ist für Pharmazeuten derzeit ein Risiko, da die Kassen nur verzögert zahlen. Anfang Juli hatte eine Apothekerin aus Athen etwa erst das Geld für den Zeitraum bis Ende April erhalten. An Planung sei nicht zu denken, sagt sie.

Bereits vor drei Jahren hatten Apothekerverbände finanzielle Unterstützung für die Krankenkasse gefordert. In einem Brief an den damaligen Chef der EU-Task Force für Griechenland, den deutschen Finanzexperten Horst Reichenbach, baten sie dringend um Hilfe. EOPYY sollte demnach mit 1,5 Milliarden Euro unterstützt werden, sonst breche das Gesundheitssystem zusammen, warnten die Pharmazeuten.

Griechenlands Gesundheitssystem steht vor einem Wandel. Die Regierung hat sich unter anderem verpflichtet, Apothekenketten zuzulassen und OTC-Medikamente in Supermärkten zu verkaufen. Aus Protest gegen die Reformpläne, die die Euro-Länder als Gegenzug für ein drittes Kreditprogramm gefordert hatten, haben Apotheken im Juni den Betrieb eingestellt und gestreikt.

Die Liberalisierung wurde von der Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD) empfohlen. Einen konkreten Zeitplan für die Umsetzung der Vorgaben der EU gibt es noch nicht.

Bereits seit Jahren sind die griechischen Pharmazeuten im Ausnahmezustand: Finanzielle Einschnitte und Verzögerungen bei der Erstattung haben sie seit 2010 immer wieder auf die Straße getrieben. Beobachter befürchten, dass die finanziellen Probleme im kommenden Jahr zahlreiche Apotheker in die Knie zwingen könnten.

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