China

Peking liberalisiert Arzneimittelpreise

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Peking -

In China, dem zweitgrößten Pharmamarkt der Welt, will der Staat mehr Wettbewerb im Arzneimittelbereich. Zum 1. Juni werden die Preisvorgaben für die meisten Medikamente aufgehoben, wie die Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) am Dienstag in Peking ankündigte. „Wettbewerb soll die Handelspreise für Medikamente bestimmen“, schrieb die Behörde. Bislang hatte der Staat Grenzen für die Preise von Medikamenten festgesetzt.

Allerdings ließ sich die Behörde eine Hintertür offen. Die Freigabe gelte, solange sich die Preise in einem „angemessenen“ Rahmen bewegten. Bei zu starken Sprüngen können sich also die Preiswächter weiterhin einschalten. Zudem sind von der neuen Regelung Betäubungsmittel und spezielle Präparate zur Behandlung psychischer Krankheiten ausgenommen.

Im April 2014 hatte die NDRC bereits die Preisvorgaben für eine begrenzte Zahl von Medikamenten aufgehoben. Experten hatten der Behörde zuvor vorgeworfen, ihre Preispolitik verzerre die Märkte und sorge für Engpässe bei dringend benötigten Medikamenten.

In China gibt es mehr als 350.000 Apotheken, davon allein fast 11.000 in der Metropole Peking. Bei rund 1,37 Milliarden Einwohnern kommen damit rein rechnerisch knapp 4000 Menschen auf eine Apotheke. Allerdings werden verschreibungspflichtige Medikamente fast ausschließlich in Krankenhäusern abgegeben.

Die Volksrepublik ist bereits zum zweitgrößten Pharmamarkt der Welt hinter den USA aufgestiegen. Bis zum Jahr 2020 wird der Umsatz laut Prognosen bei einer Billion US-Dollar liegen. Seit sechs Jahren haben die Absatzzahlen jährlich um fast 25 Prozent zugelegt. Nicht nur die Hersteller, sondern auch Pharmahändler wie Walgreens Boots Alliance haben bereits ihre Fühler ausgestreckt.

Die Pharmabranche hat allerdings einen schlechten Ruf. Ärzte und Krankenhauspersonal bekommen in den staatlichen Kliniken nur ein sehr geringes Einkommen. Seit Jahren ist es Praxis, dass sie ihr Gehalt über die Verschreibung teurer Medikamente aufbessern. Die Hersteller lassen dafür üppige Provisionen springen.

Diesen Machenschaften versucht die Regierung einen Riegel vorzuschieben. Seit zwei Jahren laufen Ermittlungen gegen Kliniken und Unternehmen. Ein Verfahren gegen den britischen Pharmariesen GlaxoSmithKline läutete eine Welle neuer Kontrollen unter den Herstellern ein. Die EU-Handelskammer kritisierte jedoch, dass bei der Kampagne besonders ausländische Firmen in das Visier der Ermittler gerieten, während chinesische Produzenten kaum belangt würden.

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