Die Rezepturherstellung begeistert Michaela Hoppe. Daher entschloss sich die gelernte Apothekenhelferin aus dem niedersächsischen Tostedt, nach einer Familienauszeit nochmals die Schulbank zu drücken: Mit 44 lässt sie sich an der Dr. von Morgenstern Schule in Lüneburg zur PTA ausbilden.
Von 1991 bis 1993 hat Hoppe bereits Apothekenhelferin gelernt; die Ausbildung ist der Vorgänger des PKA-Berufs. „Eigentlich wollte ich damals direkt die PTA-Schule dranhängen“, sagt sie. Doch ein Umzug zerstreute diesen Plan. Danach arbeitete sie für kurze Zeit in der Herstellung einer Apotheke mit und schließlich ein Jahr in der Werbeforschung in Hamburg. „Dann kamen die Kinder und ich blieb erst einmal zu Hause“, sagt Hoppe.
Inzwischen sind Hoppes vier Kinder zwischen 21 und 15 Jahren alt. Vor vier Jahren absolvierte ihr Sohn das Schulpraktikum in der Krankenhausapotheke in Rotenburg. „Da loderte die Begeisterung für die Apotheke bei mir wieder auf“, sagt Hoppe. „Es war Zeit für Veränderung.“
Im August 2015 begann sie daher an der privaten PTA-Schule in Lüneburg ihre Ausbildung zur PTA. „Ich habe mich gar nicht groß darauf vorbereitet, sondern bin ins kalte Wasser gesprungen“, berichtet Hoppe. Sie habe sich die Ausbildung zugetraut. 128 Euro Schulgeld zahlt sie im Monat: „Im Vergleich zum Beispiel mit Frankfurt ist das noch wenig.“ Leider gebe es keinen Zuschuss von der Agentur für Arbeit, da der Schule ein entscheidendes Zertifikat fehle.
Hoppe lernt gemeinsam in einer Klasse mit etwa 30 Schülern. „Die Jüngste ist 17“, sagt sie. Die meisten sind etwa 20 Jahre alt; sie haben gerade erst ihr Abitur gemacht. „Es gibt aber wohl immer wieder jemanden, der schon etwas älter ist, sagen die Lehrer“, berichtet Hoppe. Einen Nachteil habe sie wegen ihres Alters nicht: „Ich merke nur, dass ich etwas schneller ermüde als meine Klassenkameraden“, sagt sie. Außer der Schule und dem Lernen schaffe sie in der Woche nicht viel, gibt sie zu.
Zu Hause wird sie von ihrer Familie entlastet. Ihr Mann übernimmt den Löwenanteil des Haushalts; sie müsse 'nur' die Wäsche erledigen. Davon fällt in der sechsköpfigen Familie allerdings einiges an, denn Hoppe lebt auf einem Bauernhof. Ihr Mann züchtet norwegische Fjordpferde. Um die 14 Pferde, sowie die Flugenten, Puten, Gänse, Hühner, Kaninchen und den Hund müsse sie sich nicht kümmern; das mache ihre Familie. „Ich freue mich einfach an den Tieren“, sagt sie.
So bleibt ihr genug Zeit für die Ausbildung. In der Woche pendelt sie mit dem Auto oder dem Zug anderthalb Stunden nach Lüneburg. Dass die Ausbildung sehr chemielastig ist, sei für sie kein Problem, obwohl sie als Apothekenhelferin vor allem im Bereich der Warenwirtschaft ausgebildet wurde. Viele lateinische Begriffe würden noch überraschend gut sitzen. „Und ich lerne sehr gern. Es fällt mir leicht“, sagt sie.
Hoppe bereitet sich auf Prüfungen vor, indem sie den Stoff auf Karteikarten schreibt. Die Strategie funktioniert bei ihr sehr gut: „Ich habe ein glattes Einser-Zeugnis.“ Vor den schriftlichen Abschlussprüfungen im Sommer 2017 habe sie daher keine Angst. „Ich kann ja auf meine Aufzeichnungen zurückgreifen.“
Für sie sei die Entscheidung, mit 44 eine PTA-Ausbildung anzufangen, „genau das Richtige“ gewesen. PKA, die überlegen, ihren Beruf aufzustocken, kann sie die zweite Ausbildung empfehlen. „Der PTA-Unterricht ist abwechslungsreich und ich mag es, dass ich dabei meinen Kopf benutzen kann.“ Besonderen Spaß hat sie an den Praktika: „Nach einem Labortag bin ich immer richtig euphorisiert“, sagt sie.
Wie es dann im sechsmonatigen Pflichtpraktikum weitergehen soll, hat sie sich bereits überlegt: „Ich möchte es aufteilen: Drei Monate in einer Krankenhausapotheke, drei Monate in einer möglichst großen öffentlichen Apotheke“, sagt Hoppe.
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