Sachsen-Anhalt

Kammer: Hotline ergänzt Beratung

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Berlin -

Wenn Patienten mit der Beratung in der Apotheke oder in der Arztpraxis nicht zufrieden sind, können sie in Sachsen-Anhalt zum Telefon greifen. Seit mittlerweile 14 Jahren bieten Apotheker- und Ärztekammer ein gemeinsames Beratungstelefon an. Ersetzen wolle man die Beratung vor Ort aber nicht, sagt Dr. Deflef Klauck, der von Anfang an dabei ist.

Das Projekt startete im Juni 2000 auf Anregung der Ärztekammer. Vertreter beider Berufsgruppen setzten sich damals für den MDR ans Mikrofon und berieten eine Stunde lang Radiohörer in pharmazeutischen und medizinischen Fragen. Die Beratungsstunde sei so gut angenommen worden, dass man die einmalige Sache zu einem langfristigen Projekt ausgebaut habe, berichtet Klauck.

Seitdem nehmen sich jeweils zwei Apotheker und Ärzte donnerstags von 14 bis 16 Uhr Zeit, um Fragen zu klären, die in der Apotheke oder Praxis nicht geklärt werden konnten. Wie viele Beratungsgespräche er in den vergangenen 14 Jahren geführt hat, kann Klauck nicht sagen. Momentan rufen pro Woche ein bis zwei Patienten an. „In der Regel bewerben wir das Angebot nicht aktiv“, erklärt Klauck. Vereinzelt habe man aber schon in Lokalzeitungen darauf aufmerksam gemacht, dann habe es teilweise bis zu 20 Anfragen in der Woche gegeben.

Zentral sei die Zusammenarbeit mit der Ärztekammer: „So ein Angebot ist nur sinnvoll, wenn Ärzte und Apotheker gemeinsam agieren“, sagt Klauck. Die Fragen der Anrufer forderten häufig sowohl medizinische als auch pharmazeutische Kompetenz: „Das ist ein fließender Übergang. Bei Laborwerten etwa muss zum Arzt verbunden werden, bei Arzneimittelwirkungen zum Apotheker“, so Klauck, der in der Arzneimittelinformationsstelle der Apothekerkammer normalerweise die wissenschaftlich-fachlichen Anfragen von Pharmazeuten beantwortet.

Klauck versichert: „Wir wollen den normalen Beratungsbetrieb in den Apotheken nicht ersetzen. Die Apotheke hat viel mehr praktische Erfahrung.“ Das Angebot sei dennoch hilfreich, da manche Patienten bestimmte Anliegen nicht in der öffentlichen Apotheke besprechen wollten. Für diese Fälle sei das Telefonangebot anonymer und biete damit einen gewissen Schutz.

Größtenteils richte sich das Angebot an Menschen, die nicht ausreichend beraten worden seien und die schon eine „Odyssee“ erlebt hätten. Die meisten Anrufer seien Frauen im Alter von über 50 Jahren, die schon bei mehreren Stellen Rat gesucht hätten und dennoch unzufrieden seien.

„Manchmal fühlt sich der Patient nicht ernst genommen. Manchmal antwortet der Arzt oder Apotheker etwas anderes, als der Patient gefragt hat, manchmal reicht ihm die Beratungszeit nicht aus“, so Klauck. Auch „Problem-Patienten“ mit komplexer Therapie, die möglicherweise langwierige Recherchen hinter sich hätten, sowie Patienten, die mit ihrer Medikation unzufrieden seien, nutzten die Hotline.

Ungeklärte Fragen gebe es genug: So informierten sich Betroffene zum Beispiel darüber, ob ein bestimmtes Präparat überhaupt wirke. Klauck prüft die Medikation außerdem auf Neben- und Wechselwirkungen sowie auf Doppelverordnungen. „Viele Anfragen betreffen das gängige apothekenübliche Randsortiment“, sagt er.

Zwei von drei Anrufern, schätzt der Pharmazeut, seien nach dem Telefonat zufriedener. Immer sei eine zufriedenstellende Antwort aber nicht möglich. „Es gibt Probleme, die sich am Telefon nicht klären lassen. Für andere gibt es gar keine ausreichende Lösung.“

Erst kürzlich riefen verstärkt Patienten an, um sich zu erkundigen, was es mit Werbeversprechen für ein Mittel gegen Krebs auf sich hatte. Das angepriesene Präparat stellte sich als ein traditionelles pflanzliches Arzneimittel aus Mazedonien heraus, das unter anderem Johanniskrautextrakt enthielt. In solchen Fällen würden die Patienten am Beratungstelefon doch wieder an die Apotheke verwiesen, um sich über wirksame Alternativen beraten zu lassen, so Klauck.

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