Inkontinenzversorgung

BaWü: AOK zahlt 4 Euro weniger

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Berlin -

Die Verhandlungen zu einem neuen Hilfsmittelvertrag sind in Baden-Württemberg gescheitert – wie fast abzusehen war am Preis. Die AOK hat aber bereits mit mindestens einem Leistungserbringer einen Vertrag für die Versorgung mit aufsaugenden Inkontinenzhilfen abgeschlossen: Darin ist eine Pauschale von 29 Euro pro Monat vorgesehen – 4 Euro weniger als bislang. Diesem Vertrag können nun auch die Apotheken beitreten. Der Apothekerverband hat die Vereinbarung aber noch nicht unterzeichnet.

Mit der Vergütung sollen sämtliche Leistungen für einen Monat abgegolten sein: Dazu gehört die Versorgung mit aufsaugenden Inkontinenzvorlagen, Netzhosen für Inkontinenzvorlagen, aufsaugenden Inkontinenzhosen und im Einzelfall auch Inkontinenzunterhosen, so genannten Pants.

Auch die telefonische und persönliche Beratung, die Auslieferung, Fracht und (gegebenenfalls produktneutrale) Verpackung sowie alle administrativen Tätigkeiten sollen von der Pauschale abgedeckt sein. Für Patienten in Einrichtungen der Behindertenhilfe zahlt die AOK auch weiterhin 38 Euro im Monat.

Für die Beratung, Betreuung und Versorgung der Versicherten müssen die Vertragspartner „geeignete Mitarbeiter“ einsetzen. Aus Sicht der AOK sind das etwa Krankenpfleger, Altenpfleger oder Personen mit „einer gleichwertigen Qualifikation (z.B. Apotheker oder Meister im Orthopädiehandwerk)“.

Laut Vertrag sind die Leistungserbringer verantwortlich für die Qualität der eingesetzten Produkte und die individuelle Bedarfsermittlung. Dafür soll über zwei bis fünf Tage hinweg ein Trink- beziehungsweise Miktionsprotokoll angefertigt werden.

Die Lieferung der Produkte muss innerhalb von zwei Werktagen nach Eingang der Bestellung erfolgen. Kann nicht fristgerecht geliefert werden, tragen die Apotheken die entstehenden Mehrkosten.

Kasse und Apotheker konnten keinen Konsens finden: „Die Verhandlungen sind am Preis gescheitert“, sagt ein Sprecher des Apothekerverbands. Die Bezahlung werde weniger, bei einem Mehr in der Versorgung. Risiken würden einseitig auf die Apotheke verlagert. „Umso schwieriger wird für die Mitglieder die Entscheidung sein“, schätzt der Sprecher. In Stuttgart prüft man den AOK-Vertrag derzeit.

Bereits vor drei Jahren hatten die Verhandlungen über Inkontinenzhilfen zu Streit zwischen Kassen und Apothekern geführt: Die jetzigen Pauschalen in Höhe von 33 beziehungsweise 38 Euro hatte der Verbandschef Fritz Becker 2010 als „Versorgung zu Dumpingpreisen“ kritisiert und das Angebot der AOK abgelehnt.

Die Apothekenkooperation Linda war dem Vertrag jedoch beigetreten, ebenso einzelne Apotheken. Im vergangenen Herbst hat dann auch der Verband dem Vertragswerk zugestimmt.

Ende Juni hat die AOK diese Einzelverträge zum 30. September gekündigt. Die Leistungserbringer sollten bis Mitte Juli Angebote für eine monatliche Pauschale einreichen, für die sie die Versorgung übernehmen würden. Der Apothekerverband verhandelte Mitte August mit der Kasse.

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