Arzneimittelautomat

Apotheker will eigenes Abgabeterminal

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Berlin -

Der Arzneimittelautomat von DocMorris erhitzt die Gemüter. Das Regierungspräsidium Karlsruhe untersagte die Abgabe von Rx-Medikamenten, das Landgericht Mosbach verbot nun auch den OTC-Verkauf. Während drei Apotheker aus der Region gegen das Terminal kämpfen, würde ein Kollege von ihnen gern selbst ein solches Gerät in seiner Apotheke aufstellen.

Über kurz oder lang werden solche Automaten zulässig und notwendig sein, um die Medikamentenversorgung zu sichern, ist Marc André Hauser überzeugt. Der Apotheker hat im baden-württembergischen Schwaigern zwei Apotheken. Der Ort liegt 20 Kilometer von Hüffenhardt entfernt, auf der anderen Seite der A6.

„Man wird um solche technischen Lösungen nicht herumkommen“, sagt er. Vor allem auf dem Land nähmen die Probleme zu: Der Fachkräftemangel spitze sich mit jedem Jahr zu, die Zahl der Apotheken gehe zurück. Der Beruf sei für viele unattraktiv geworden, unter anderem weil die Bürokratie zugenommen habe.

Nach Auffassung des 40-Jährigen hat die Realität die strikte Regulierung in der Branche bereits längst überholt. „In anderen Branchen, etwa bei den Banken, ist schon Vieles möglich. Auch in mancher Apotheke kann man am Automaten Kondome, Windeln, Babynahrung und andere Produkte ziehen“, führt Hauser aus. Warum bei Kopfschmerztabletten Schluss sein soll, kann der Apotheker nicht nachvollziehen, zumal die Beratung der Kunden gewährleistet wäre. „Doch der Gesetzgeber sieht es bisher anders“, kritisiert der Apotheker.

Schon vor rund zehn Jahren war Hauser durchaus von der Idee angetan, ein Abgabeterminal in seiner Schloß-Apotheke zu installieren. „Damals hat Rowa seinen Medikamenten-Automaten Visavia stark beworben“, erinnert er sich. Bei Visavia konnten Apothekenkunden auch außerhalb der Öffnungszeiten über eine Videokonferenz Kontakt zu einem Apotheker aufnehmen. Das Terminal konnte Rezepte einlesen und an einen Kommissionierautomaten angeschlossen werden, der die Arzneimittel aus dem Lager holte.

Hauser holte also Informationen ein und war bereit zu investieren. Doch das zuständige Regierungspräsidium in Stuttgart lehnte ab. „Da war nichts zu machen“, so der Pharmazeut. Apotheker, die solche Terminals damals aufstellten, wurden anschließend von Gerichten gestoppt. Die Richter hatten ein Problem damit, dass der Apotheker beim Arzneimittelterminal das Rezept nicht vor der Arzneimittelabgabe unterschreiben kann.

Auch wenn Hauser der Ansicht ist, Apotheker sollten Arzneimittelterminals installieren dürfen, begrüßt er die Entscheidung des Mosbacher Landgerichts, das den Betrieb des DocMorris-Automaten in Hüffenhardt gestoppt hat. Er hätte es als ungerecht empfunden, wenn ein ausländisches Unternehmen etwas anbieten dürfte, was inländischen Apothekern verboten ist.

Dem Apotheker stößt auch die Berichterstattung über die Causa in den Medien sauer auf. „Es wird so dargestellt, als ob die deutsche Apothekerschaft von gestern wäre und nichts anderes im Sinn hat, als eine innovative Lösung zu verhindern“, ärgert sich der Apotheker. Dabei sei der Abgabeautomat ein alter Hut. „Wir, die Apotheker, haben es bereits vor zehn Jahren mit ähnlicher Technik versucht, sind aber von den Gesetzen und Gerichten abgebremst worden“, bedauert Hauser.

Doch derzeit ist offenbar nicht einmal möglich, ein Terminal zu kaufen. Als Hauser vor wenigen Wochen bei Rowa nachhakte, fiel die Antwort ernüchternd aus. „Seit vergangenem Jahr werden solche Arzneimittelautomaten in Deutschland nicht mehr angeboten“, berichtet er. Offensichtlich glaube das Unternehmen nicht mehr daran, in absehbarer Zeit in Deutschland damit Geschäfte machen zu können, so der Apotheker.

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