APOSCOPE

Feinde in der Selbstverwaltung

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Berlin -

Sie sind Partner in der Selbstverwaltung – und doch scheint das Verhältnis zwischen Apotheken und Krankenkassen belastet zu sein. Viele Kassenvertreter haben – gemessen an ihren öffentlichen Aussagen – kein allzu gutes Bild von Apothekern. Und das gilt auch umgekehrt: Laut einer Umfrage von APOSCOPE, dem Apothekenpanel von APOTHEKE ADHOC, bewerten die meisten Apotheker das Verhältnis zu den Kassen kritisch. Die Umfrage aus der Reihe ACAlert wurde von ACA Müller ADAG Pharma in Auftrag gegeben.

Ein Viertel der befragten Apotheker und PTA beschrieb das Verhältnis zu den Kassen als „schlecht“, weitere 9 Prozent sogar als „sehr schlecht“. Gemischte Gefühle haben rund 60 Prozent der Befragten. Nur eine Minderheit von 5 Prozent bewertet das Verhältnis als „gut“, niemand als „sehr gut“.

Insgesamt 90 Prozent der Befragten vermuten, dass die Kassen die komplette Versorgung steuern wollen. Mit Blick auf die Versicherten glauben immerhin noch 77 Prozent der Befragten, dass Kassen die Patienten steuern wollen, weitere 17 Prozent sind in der Frage unentschlossen. Dass Krankenkassen viel Leistung zum geringsten Preis haben wollen, vermuten 86 Prozent der Befragten.

Letzteres deckt sich mit der Erwartungshaltung der Befragten, welche Ziele die Kassen in den kommenden zehn Jahren verfolgen: 79 Prozent gehen davon aus, dass die Kassen die Marge der Apotheken weiter reduzieren wollen. Sogar 96 Prozent rechnen damit, dass die Rabattverträge weiter ausgebaut werden sollen.

Immer wieder provozieren Kassenvertreter die Apotheker mit der öffentlichen Forderung nach Apothekenketten – obwohl das Fremd- und Mehrbesitzverbot seit Jahren politisch gar nicht zur Disposition steht. Auch die Aufhebung der Preisbindung zählt regelmäßig zum Forderungskatalog der GKV.

Die meisten Apotheker und PTA nehmen diese Drohungen ernst: 52 Prozent stimmen der Aussage voll oder überwiegend zu, dass die Krankenkassen eine vollständige Liberalisierung des Gesundheitsmarktes anstreben. Weitere 26 Prozent sehen hier wenigstens eine teilweise Gefahr.

Arne Nielsen, Vorstand der ACA Müller ADAG Pharma, kommentiert die Ergebnisse der Umfrage so: „Faktisch gibt es kein Vertrauensverhältnis mehr zwischen Krankenkassen auf der einen und Apothekenteams auf der anderen Seite. Das gefährdet die Zukunft der Arzneimittelversorgung. Krankenkassen sollten nicht gegen die Apotheken, sondern mit den Apotheken arbeiten.“

Die aktuelle Befragung im Auftrag von ACAlert wurde vom 14. bis 16. Juni über das Marktforschungstool APOSCOPE durchgeführt. An der Onlinebefragung nahmen 305 Apotheker und PTA teil.

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