APOSCOPE

Die Hoffnung macht ihr Testament

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Berlin -

Die Politik tut sich noch immer schwer damit, eine Antwort auf das EuGH-Urteil zu Rx-Boni zu finden. Die Stimmung in den Apotheken ist nach wie vor gedrückt, wenn auch mit Blick auf den Gesetzgeber etwas hoffnungsvoller als unmittelbar nach dem Spruch aus Luxemburg. Wirtschaftlich machen sich jedoch viele Apotheker Sorgen um die Zukunft. Das geht aus einer Umfrage bei APOSCOPE hervor, die im Auftrag des Importeurs ACA Müller ADAG Pharma AG durchgeführt wurde. Im Rahmen der Initiative ACAlert wurden im Oktober 2016 und aktuell im März Apotheker und PTA befragt.

Unmittelbar nach dem EuGH-Urteil erschien ein Rx-Versandverbot in weiter Ferne. Eine Mehrheit von 52 Prozent glaubte nicht daran und nur knapp jeder Vierte rechnete damit. Seitdem ist die Zuversicht in den Apotheken gestiegen – auch wenn die Skepsis nach wie vor überwiegt: Bei der März-Befragung glaubte jeder Dritte an ein Rx-Versandverbot, 45 Prozent nicht. Unentschieden waren jeweils etwa 23 Prozent. Die Inhaber unter den Befragten sind insgesamt etwas weniger hoffnungsvoll, dass der Gesetzgeber die Apotheker schützen wird. Auch sind die aktuellsten Entwicklungen der vergangenen Tage nicht in die Antworten eingeflossen.

Was die langfristigen Folgen der Entscheidung aus Luxemburg angeht, gibt es eine bemerkenswerte Tendenz in den Apotheken. Während die Stimmung im Vergleich zum Oktober 2016 sich insgesamt etwas aufgehellt hat, blicken die Apothekeninhaber heute sorgenvoller in die Zukunft als vor einem halben Jahr.

Jeder einzelne befragte Apothekenleiter erwartet sinkende Erträge, 92 Prozent außerdem Apothekenschließungen und jeweils 81 Prozent Mitarbeiterentlassungen und eine künftig größere Bedeutung des Versandhandels. Alle Werte lagen noch im Oktober deutlich niedriger. Zu bemerken ist allerdings, dass die Teilnehmer beider Umfragen nicht identisch sind.

Unter allen 302 Befragten, Inhaber und Angestellte, erwarten bei der aktuellen Umfrage 74 Prozent Apothekenschließungen (2016: 89 Prozent), 69 Prozent sinkende Erträge (2016: 93 Prozent) und 67 Prozent einen verstärkten Preiskampf zwischen den Apotheken (2016: 87 Prozent). Bei den Erwartungen folgen eine wachsende Bedeutung des Versandhandels mit 65 Prozent (2016: 77,3 Prozent), Mitarbeiterentlassungen mit 56 Prozent (2016: 71 Prozent) sowie mit 28 Prozent mehr Druck von Lieferanten.

Bei dieser letzten Frage hat sich die Prognose verschlechtert, im Oktober erwarteten nur 12 Prozent mehr Druck von ihren Lieferanten. Dasselbe gilt für den Wettbewerb insgesamt. Rechnet langfristig mehr als jeder Vierte damit (26 Prozent), waren es zuvor nur 4 Prozent.

Nach dem Schock des EuGH-Urteils befürchteten viele das Schlimmste: Mehr als zwei Drittel der Teilnehmer (69 Prozent) gaben an, die Situation in der eigenen Apotheke werde sich verschlechtern oder stark verschlechtern. Ein halbes Jahr danach sind die Folgen in diesem Umfang (noch) nicht eingetreten: Bei 58 Prozent ist die Lage unverändert, doch bei immerhin spürbaren 29 Prozent hat sich die Situation verschlechtert.

Auch hier gibt es einen signifikanten Unterschied in der Gruppe der Inhaber. Diese waren zwar im Oktober bereits pessimistischer, schätzen aber auch die tatsächlichen Folgen negativer ein. Demnach hat sich in 45 Prozent der Apotheken die Situation bereits leicht verschlechtert. Da die Inhaber ein exakteres Bild über die wirtschaftliche Lage ihrer Apotheke haben sollten als ihre Angestellten, klingt diese Einschätzung schon einigermaßen dramatisch.

Bei den Apotheken scheint die Schere insgesamt weiter auseinander gegangen zu sein. 39 Prozent aller Befragten beschreiben die Geschäftslage als gut, 13 Prozent als schlecht. Zum Vergleich: 2016 hatten nur 29 Prozent „gut“ geantwortet, aber auch nur 7 Prozent „schlecht“. Der Anteil von „teils/teils“ fiel in diesem Zeitraum von 53 auf 41 Prozent.

Die Inhaber beurteilen die gegenwärtige Geschäftslage ihrer Apotheke(n) insgesamt schlechter: Während nur 26 Prozent von ihnen die Lage als gut einschätzen, bewerten sie 17 Prozent als schlecht. Auch hier hat es an den Rändern eine Zunahme gegen, wobei niemand seine Lage als „sehr gut“ beziehungsweise „sehr schlecht“ eingestuft hat.

Der Blick in die Zukunft ist eher düster: Zwar erwarten 47 Prozent im kommenden halben Jahr eine unveränderte Geschäftslage, 32 Prozent gehen aber von einer Verschlechterung aus – das ist fast jeder Dritte. Dagegen glauben nur 5 Prozent an einen Aufschwung. Im Oktober 2016 war dies noch etwas ausgeglichener, in der Tendenz aber bereits deutlich negativ. Bei den Inhabern befürchten aktuell sogar 49 Prozent eine Verschlechterung in den nächsten sechs Monaten.

An der Befragung für ACAlert im März 2017 via APOSCOPE, der Online-Marktforschung entwickelt von den Machern von APOTHEKE ADHOC, nahmen 302 Apotheker und PTA teil.

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