Apothekeneinrichtung

„Ich hole das Beste aus dem Apotheker heraus“

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Berlin -

Mehr als 110 Apotheken hat er individuell umgebaut, renoviert und verschönert. Damit ist der Krefelder Innenarchitekt Klaus Richard Bürger vermutlich der „Weltmeister der Offizin“. Wer aus seiner Apotheke ein besonderes Schmuckstück machen will, ist beim gelernten Kunsttischler gut aufgehoben. Aber ganz billig ist das besondere Design aus der Feder von Bürger nicht. Immerhin hat der Innenarchitekt mit seinen Arbeiten mehrere Preise gewonnen.

„Es gibt keinen Innenarchitekten, der so viele Apotheken gebaut hat wie ich“, sagt Bürger selbstbewusst. Unter 100.000 Euro Umbaukosten fange er gar nicht erst an: „Das lohnt sich nicht, damit kann man keinen wirklichen Umbau finanzieren.“ Aber so teuer wie bei der Aesculap-Apotheke in Neumünster mit 1,5 Millionen Euro muss es natürlich auch nicht werden. „Mit 250.000 bis 400.000 Euro kann schon eine ganz besondere Apotheke bauen“, sagt Bürger.

Nach der Lehre als Kunsttischler besuchte Bürger die Werkkunstschule in Krefeld und studierte Innenarchitektur in Düsseldorf. Später hat Bürger noch Philosophie und Germanistik studiert und in London am Royal College of Art Seminare besucht.

Angefangen mit den Apotheken hat er irgendwann in den frühen 80er Jahren. Sein damaliger Professor an der Düsseldorfer Hochschule habe ihn auf die Apotheken aufmerksam gemacht. Begonnen habe er mit Konzeptarbeiten für Schubschränke, erinnert sich Bürger. Dann habe er den ersten Entwurf für den Umbau einer Apotheke gezeichnet und dazu eine großes Modell gebaut. Das wurde dann fotografiert und in einer Zeitschrift vorgestellt. Seitdem läuft das Geschäft.

„Nach kurzer Zeit kamen drei Apotheker zu mir und baten mich um meine Hilfe“, so Bürger. Mit dem Umbau der Alten Heslacher Apotheke gewann er 1991 sogar den Europäischen Innenarchitekturpreis.

Den Umbau einer Apotheke schildert er als ganz persönlichen Prozess. „Das dauert mindestens ein Jahr. 99,9 Prozent der Arbeit sind Empathie“, sagte Bürger: „Ich hole das Beste aus dem Apotheker heraus, übersetze seine Sicht der Pharmazie in Design, in Material, in Stoffe, Holz oder Stein. Dazu ist ein seelenvoller Austausch erforderlich.“ Mit ein paar Konstruktionszeichnungen ist es also nicht getan.

Bürgers persönlicher Designstil spiegelt sich in den Apotheken wieder. Der Innenarchitekt bevorzugt „klare, saubere Architektur“. „Ich komme vom Minimalismus“, beschreibt er seinen Stil. Das ist trotzdem jedes Mal wieder neu: „Ich gehe an jeden Auftrag heran, als ob ich vorher noch nie eine Apotheke gemacht hätte.“

Ob sich so ein exklusiver Umbau für die Apotheker lohnt? Klar, sagte Bürger. „Den Kunden muss sich doch auch beim Betreten von Apotheken das Herz öffnen.“ Damit spürten sie den Respekt des Inhabers. „Wenn sich so im Vorbeigehen Apotheken anschaue, sehe er immer wieder Beispiele für eine vernachlässigte Offizin.“ Das könne er nicht verstehen. „Die Kunden freuen sich doch über etwas Neues.“

Nach seiner Erfahrung kommt modernes Design besonders bei älteren Kunden gut an. „Eine nette Bank, eine bequeme Sitzmöglichkeit, das schafft ebenso eine bessere Atmosphäre wie optische Frische.“ Bürger: „Im Design drückt sich die Achtung vor dem Menschen aus. Das ist wie ein Geschenk an die Kunden.“

Früher sei es leichter gewesen, Apotheker für einen Umbau zu begeistern. Auch er spüre den Kostendruck im Markt. „Die Apotheker sind ängstlicher geworden, nicht mehr so aufgeschlossen für Kreativität. Heute stehen Zahlen und Bilanzen stärker im Fokus.“ Aber das ist aus Bürgers Sicht zu kurz gedacht. „Gerade in einem harten Wettbewerb mit mehreren Apotheken lohnt sich der Umbau immer. Ich muss mir doch überlegen, wie ich die Kunden in meine Apotheke locken kann.“ Dass das funktioniert, beschreibt Bürger an einem Beispiel: In einer Apotheke habe sich mit dem Umbau die täglich Kundenfrequenz verdreifacht.

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