Phantom-Apotheke in Chemnitz

Das Apotheken-A muss weg

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Berlin -

Vor mehr als einem Jahr musste Angelika Zipplies ihre Chemnitzer Sertürner-Apotheke innerhalb weniger Wochen schließen. Die Apothekerin wurde damals das Opfer einer jahrelangen Fehde zwischen zwei Geschäftsleuten und verlor viel Geld. Bis heute kann sie mit dem unerfreulichen Kapitel nicht endgültig abschließen. Gerade sorgt das übriggebliebene große Apotheken-A an der Fassade des Supermarktes, in dem die Apotheke untergebracht war, für Ärger.

Die Sertürner-Apotheke ist bereits seit September 2016 Geschichte. Längst sind alle Medikamente aus den Ziehschränken und auch die Ziehschränke selbst entsorgt. Das einzige, das noch immer daran erinnert, dass in dem Gebäudekomplex eine Apotheke existiert hat, ist der Name der Apotheke über dem ehemaligen Eingang und der große, rote Buchstabe „A“ an der weißen Fassade, der das Erkennungszeichen für Apotheken ist.

Dass das Symbol fast anderthalb Jahre später immer noch nicht beseitigt ist, ärgert offenbar Anwohner im Umfeld. „Das führt Leute doch total in die Irre“, sagte einer von ihnen der Freien Presse. Er, der in dem benachbarten Supermarkt oft einkaufen gehe, werde regelmäßig gefragt, wo denn die Apotheke nun eigentlich sei. Auf die falsche Fährte gelockt würden insbesondere Patienten des etwa 100 Meter entfernten Ärztehauses. Vom Eingang dort ist das Apotheken-A direkt zu sehen. Wer es nicht besser wisse, gehe dann dorthin.

Vor etwa einem halben Jahr hatte sich der Anwohner an den Eigentümer des Versorgungszentrums gewandt mit der Bitte um Entfernung aller Zeichen, die noch an die Apotheke erinnern. Dieser soll dem Renter zugesichert haben, sich darum zu kümmern. Der Lokalzeitung gegenüber bestreitet er allerdings, solche Zusagen gemacht zu haben. Stattdessen sei Zipplies als ehemalige Inhaberin für die Beseitigung der Spuren verantwortlich.

Diese weist das allerdings zurück. „Bei der Übergabe wurde vereinbart, dass sich der Eigentümer darum kümmert“, sagt die Apothekerin. Sie arbeitet inzwischen als Vertretungsapothekerin in unterschiedlichen Apotheken der Region. Auch das Übernahmeprotokoll bestätige, dass das Objekt in dem Zustand übernommen werde und keine weiteren Ansprüche bestünden. „Soweit ich weiß, beabsichtigte der Eigentümer damals die Räume wieder an einen Apotheker zu vermieten und wollte vielleicht auch deshalb das Apotheken-A nicht entfernen“, so Zipplies weiter. Doch bisher gibt es offenbar keine Interessenten für den Standort.

Um dem Ärger endlich ein Ende zu bereiten, würde die Apothekerin sogar den Schriftzug über der Tür entfernen. Doch das gehe nicht so einfach. „Da ist Elektrik im Spiel“, erklärt sie. „Ich habe einfach Sorgen, dass dabei was kaputt geht und einen ganzen Rattenschwanz an weiteren Problemen nach sich zieht.“ Ohnehin sei das Herumwerkeln am fremden Eigentum sehr heikel. So sei das Apotheken-A nicht zu beseitigen, ohne die Gebäudesubstanz und damit fremdes Eigentum zu beschädigen, sagt Zipplies. Darum müsse sich der Eigentümer kümmern. Doch ein vernünftiges Gespräch mit ihm sei einfach nicht möglich.

Die ehemalige Inhaberin der Sertüner-Apotheke war in einen Streit um die Eigentumsrechte zwischen dem langjährigen Eigentümer des Versorgungszentrums und einem dort mit Sanierungsarbeiten beauftragten Bauunternehmer, der das Objekt später übernommen hat, geraten. Am Ende hat es sich herausgestellt, dass Zipplies ihre Miete viele Monate an die falsche Adresse zahlte. Der neue Eigentümer setzte sie dann innerhalb weniger Wochen mithilfe eines Gerichtsurteils vor die Tür. Der Grund: Es existiert kein rechtskräftiger Mietvertrag.

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