Apotheken Fachkreis
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Digital Health News

Online-Behandlung und Online-Beratung – wenn die Apotheke und die Praxis auch online betretbar sind

Laichingen -

Was passiert eigentlich mit Menschen, die nach einem langen Auslandsaufenthalt wieder nach Deutschland kommen und ganz dringend ein Rezept von einem Gynäkologen brauchen, allerdings Neu-Patient sind, während alle Gynäkologen Hamburgs bis Februar 2018 ausgebucht sind und nur Alt-Patienten dazwischenschieben können? Oder was ist mit Menschen, die weit draußen auf einem Dorf wohnen, von dem die nächste Apotheke meilenweit entfernt ist? Richtig: Diese Menschen haben’s nicht ganz leicht. Sicher finden sich immer Wege, wie man doch noch an ein Rezept oder ein Medikament kommt, meist ist damit jedoch ein hoher Aufwand verbunden. Wäre es nicht schön, wenn man zukünftig ortsunabhängig einen medizinischen Fachmann aufsuchen könnte? Wenn auch Menschen in ländlichen Gegenden, ohne Auto und schlecht zu Fuß, eine umfassende medizinische Betreuung erhalten könnten und Wartezeiten beim Arzt der Vergangenheit angehören würden?

Die neueste Technologie macht’s möglich

Tatsächlich ist diese Zukunft gar nicht mehr allzu fern. Schon heute können Spezialisten aus dem Ausland per Videotelefonie zu einem besonders kritischen Fall in Echtzeit dazugeholt werden. Auch die Online-Beratung durch Ärzte und Apotheker steht bereits in den Startlöchern und digitale Apps, die den Patienten vorübergehend beraten, sorgen dafür, dass medizinisches Fachpersonal so sehr entlastet wird, dass wieder mehr Zeit für die wirklich dringenden Fälle entsteht. Wie aber ist das möglich, welche Produkte und Systeme sind schon heute auf dem Markt und wie sicher ist das Ganze?

Wie sieht eine Online-Beratung aus?

Es gibt verschiedene Varianten: Entweder sitzen medizinische Fachmänner und -frauen am Computer, um Fragen zu behandeln, oder man setzt künstliche Intelligenz und damit sogenannte Chatbots ein. Natürlich könnten am anderen Ende der Leitung auch völlig fachfremde Personen sitzen, die sich nur eine goldene Nase verdienen möchten. Und genau da sitzt das große Problem: Niemand kann sich sicher sein. Die Algorithmen der künstlichen Intelligenz sind jedoch bereits so weit, dass die Antworten, basierend auf früheren Fällen, ziemlich genau berechnet ausgegeben werden können. Man spricht daher schon heute davon, dass Roboter bald die besseren und faireren Richter und auch die besseren Ärzte ausmachen werden. Chatbots sind bisher vor allem in englischer Sprache auf dem Markt. Der Gedanke, dass ein Computer bei gesundheitlichen Beschwerden helfen kann, ist jedoch allgegenwärtig, und das schon lange. Die erste virtuelle Psychologin gab es bereits vor 50 Jahren: ELIZA gab Antworten auf Fragen, zeigte Unregelmäßigkeiten im Verhalten auf und warnte vor ausbrechenden Depressionen. Dies übernehmen heute schon verschiedene Apps wie Selfapy oder Arya, und zwar meist ohne größere technische Besonderheiten. Aufgrund von Messungen der Körper- und Schlafaktivitäten sowie der Überprüfung von sozialen Kontakten und Kommunikation kann einem vermeintlich geheilten Depressionspatienten frühzeitig angezeigt werden, wenn er sich wieder einer depressiven Phase nähert. Ergänzt wird das Ganze durch ein Online-Tagebuch, welches der Patient selbst führt und von der App mittels Spracherkennung ausgewertet wird. Der Patient wird also mündiger und kann sich schneller selbst helfen, was ihm den Weg zum Arzt erspart und dem Arzt mehr Zeit verschafft, sich um tatsächliche Notfälle zu kümmern. Einen ähnlichen Ansatz bieten sogar erste Krankenkassen wie die TK mit ihrem DepressionsCoach. Bei BetterDoc geht es weniger um Depressionen als vielmehr darum, den richtigen Spezialisten zu finden. Nach dem Ausfüllen des Kontaktformulars werden diese Daten verarbeitet und das System spuckt den perfekten Arzt aus. Laut den Betreibern soll dies den Patienten helfen, da ein Laie unmöglich die Kompetenz eines Arztes für den jeweiligen Fall einschätzen kann. Auch die KV (Kassenärztliche Vereinigung) Baden-Württemberg hat die ersten Modellversuche der Online- und Telefonberatung ins Leben gerufen. Hierbei können sich Menschen in ländlichen Gegenden an einen ihnen unbekannten Arzt wenden und sich telefonisch oder am Computer von diesem beraten lassen. Laut der KV gibt es genügend Nachfrage – und warum auch nicht: Man spart sich den Weg, der Arzt oder Apotheker kann von überall aus arbeiten und die medizinische Versorgung bleibt oder verbessert sich sogar, da man Spitzenkräfte aus dem Ausland online hinzuziehen kann. Genial. Wenn es denn funktioniert.

Die Frage ist: Sind wir schon so weit? Wie zuverlässig ist Online-Beratung?

Selbst wenn man das Problem der Datensicherheit unberücksichtigt lässt, ist diese Frage gar nicht so leicht zu beantworten. Denn es kommt immer darauf an, wer am anderen Ende sitzt. Im Falle der Online-Apotheken hat das ZDF kürzlich in seinem Format WISO einen Test gestartet. Mit erschreckendem Ergebnis: Drei von vier Online-Apotheken warnten den Patienten nicht vor möglichen Wechselwirkungen, als dieser Medikamente bestellte, die nicht zusammen eingenommen werden sollten. Einzig die Online-Apotheke shop-apotheke.com handelte proaktiv und verschickte die Medikamente mit einem Warnhinweis. Auch die Studie des Deutschen Instituts für Service Qualität (DISQ) kam zu ähnlich schlechten Ergebnissen. Sie ließen Testkäufer telefonisch und online Nachfragen zu Anwendungshinweisen und Empfehlungen bei Online-Apotheken stellen. 60% gingen kaum individuell auf die Nachfragen ein. Natürlich geht es auch besser. Was wir brauchen, sind echte Experten hinter dem Bildschirm. Also auch Dich!

Fachliche Kompetenz im technischen Zeitalter

Denn der Hintergedanke ist nicht schlecht. Die Entlastung der Mediziner, das Problem des Fachkräftemangels, die steigende Bequemlichkeit der Verbraucher, die Kooperation mit Spezialisten – all dies sind Themen, für die eine funktionierende Online-Beratung und -Behandlung einen großen Fortschritt bedeuten könnten. Es muss jedoch sichergestellt sein, dass diese Beratung auch weiterhin von Fachkräften kommt. Und hier kommst Du ins Spiel. Positioniere Dich schon heute, um den Patienten von morgen zur Seite zu stehen. Die Arbeitswelt 4.0 braucht auch Mediziner 4.0 und Apotheker 4.0, die nicht nur medizinisches, sondern auch technisches Wissen haben und zu unser aller Vorteil einsetzen können. Positioniere Dich als Gesundheitsexperte und biete Dein Wissen Deinen Kunden auch online an.

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